Prien – Mit Georg Baselitz ist die Kunst des Nationalsozialismus wieder in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. Auslöser ist die Forderung des Künstlers, ein Werk von Adolf Ziegler aus dem Jahr 1937 in der Pinakothek der Moderne in München abzuhängen. Zeitgleich zeigt das Heimatmuseum Prien nach nunmehr über 40 Jahren erstmals wieder eine Retrospektive zur Künstlergruppe der „Frauenwörther“.
Mitglieder waren Künstler, die in den Folgejahren nach 1933 reüssierten und von der diffusen nationalsozialistischen Kunstpolitik vereinnahmen ließen oder sich anbiederten. Die „Frauenwörther“ waren in ihrer Weltanschauung konservativ, nationalistisch ja wohl reaktionär. Zunächst wohl als Anhänger der Monarchie ausgerichtet, standen sie wohl bald dem Nationalsozialismus nahe.
Hiasl Maier-Erding bewahrte sein früher Tod im Jahr 1933 vor der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten. Thomas Baumgartner fand als „Bauernmaler“, mit seinen Gemälden aus dem „bäuerlichen Genre“, großen Anklang bei den Nationalsozialisten und stellte von 1937 bis 1944 im Haus der Deutschen Kunst aus. Constantin Gerhardinger wurde 1938 zum ordentlichen Professor an der Kunstakademie München ernannt. Seine Nähe zum Nationalsozialismus und zu Adolf Hitler und als Großverdiener bei den Ausstellungen im Haus der Deutschen Kunst ist bekannt. Ab 1943 fiel er in Ungnade.
Der im politischen Kontext interessanteste Künstler der „Frauenwörther“ ist Hermann Groeber, der sich schon früh in der NSDAP engagierte, deren Mitglied er bereits 1921/22 wurde. Groebers geistige Nähe zum Nationalsozialismus manifestierte sich endgültig 1928, als er offiziell Förderer der neu gegründeten völkisch gesinnten, antisemitischen „Nationalsozialistischen Gesellschaft für Deutsche Kultur“ wurde, die später in „Kampfbund für deutsche Kultur“ umbenannt wurde.
„Es ist ein Umgang mit einem schwierigen Erbe, mit Kunst von Künstlern, die dem nationalsozialistischen System nahestanden und damit inakzeptabel sind, oder mit Kunst von Künstlern, deren Anliegen es war, das Regime schadlos zu überstehen.“, so Bernhard Maaz, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Die Priener Retrospektive ist der Versuch, eine kritische, wissenschaftliche Auseinandersetzung anzustoßen. Während die künstlerische Qualität zumeist bewundert wird, geht der zeithistorische Kontext verloren.
Die Ausstellung schließt am Sonntag, 30. Oktober, und ist täglich von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Am letzten Tag ist durchgehend von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Kreisheimatpfleger Karl Josef Aß gibt um 14.30 Uhr und um 16 Uhr Einführungen in das Thema.