Rosenheim – Das Clownduo RigoL (Emmeran Heringer – Beitragsbild) & tOrF (Stefan Pillokat) bereichert nicht nur in der Stadt Rosenheim so manche Veranstaltung mit Humor und manchmal auch auf Stelzen. Jetzt gibt es von den beiden studierten Clowns zum dritten Mal ein abendfüllendes Programm. „Köstliches Wirrwarr“ lautet der Titel und ist am 11. und 12. November im Hans-Fischer-Saal im Künstlerhof am Ludwigsplatz zu sehen. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erzählt der Rosenheimer Emmeran Heringer (43) aus dem Leben eines Clowns und verrät dabei Details aus dem neuen Stück.
Über 20 Jahre kennt man Sie und Ihren Kollegen Stefan Pillokat in Rosenheim nun schon als professionelle Clowns. Wie kommt man auf die Idee, Clown werden zu wollen?
Ich habe als Kind in der Nähe der Loretowiese gewohnt. So im Alter von zwölf Jahren gastierte wieder mal der Circus Krone dort. Seine Elefanten haben mir sehr imponiert und darum wollte ich Elefantendompteur oder eben Clown werden, die haben mir auch immer sehr gut gefallen.
Dann waren Sie sicherlich ein Klassenclown?
Nein überhaupt nicht. Ich war ein sehr ruhiges Kind und im Grundschulalter auch sehr oft krank. Das hat sich erst geändert, als ich mit dem Einradfahren angefangen habe und von da an stand dann für mich fest, dass ich in den Zirkus wollte.
Von dieser Idee war die Familie sicherlich begeistert…
Meine Eltern unterstützten mich, meinten aber, „lern‘ erst einmal etwas Gescheites“. Ich hab dann eine Lehre zum Landschaftsgärtner absolviert, danach den Zivildienst und dann verwirklichte ich mir tatsächlich den Traum vom Clown.
Sie haben eine Berufsfachschule für Clownschauspiel besucht. Wie haben Sie von der erfahren?
Durch den Zirkuspater Schönig, der jedes Jahr beim Herbstfest den Gottesdienst für Schausteller in der Klosterkirche gehalten hat. Ich war dort Ministrant und durfte ihn dann öfter mal auf seinen Reisen begleiten. In seinem Wohnwagen lag immer die Zirkuszeitung rum und einer dieser Zeitungen las ich eine Anzeige der Schule für Clowns. Bingo!
Kann jeder eine solche Schule besuchen?
Natürlich gab es eine Aufnahmeprüfung. Ich musste ein fünfminütiges clowneske Szene vorbereiten, ein Lied vortragen und etwas auf einem Instrument vorspielen. Dabei konnte ich gar kein Instrument spielen.
Aber trotzdem konnten Sie anscheinend überzeugen.
Im Nachhinein betrachtet lieferte ich da eine ganz schöne Materialschlacht (lacht). Aber ja, ich wurde in der Berufsfachschule I in Mainz angenommen. Die hat mir unter anderem ganz gut gefallen, weil man dort keine Clowns-Nasen tragen musste.
Dort haben Sie dann Ihren Kollegen Stefan Pillokat kennengelernt, mit dem Sie nach der Schule RigoL & tOrF gegründet haben. Warum klappt das Zusammenspiel so gut?
Wir sind sehr gegensätzlich und ganz eigenständig in unserem Spiel. Ich bin der Ruhigere und Stefan der Temperamentvolle. Das ergänzt sich einfach gut.
Hauptsächlich kennt man RigoL & tOrF nur als Nebenprogramm, beispielsweise jüngst vom Mitwirken bei den Rosigen Zeiten in der Stadt.
Das stimmt, tatsächlich sind Clowns ja Lückenfüller im positiven Sinn. Beim Zirkus atmet man immer ein, wenn wieder eine neue Attraktion in die Manege kommt und dazwischen sorgen die Clowns dafür, dass man auch wieder ausatmen kann.
Jetzt gibt es von RigoL & tOrF nach „Solo zu zweit“ im Jahr 2006, und „Nächster Halt“ im Jahr 2012 wieder ein abendfüllendes Programm. Was erwartet die Zuschauer bei dem „köstlichen Wirrwarr“?
Das Programm setzt sich aus einzelnen Szenen zusammen. Beispielsweise werden die „Gebrüder von Groeningen“, Prachtexemplare eines Vertretergeschlechts, so einiges an Mann und Frau bringen wollen und als Gebrüder Karamsov öffnen wir ein Päckchen, das eigentlich gar nicht für uns bestimmt ist. Mal sehen, was da alles drin ist. Und dann tauchen noch zwei neue Figuren immer wieder auf.
Sie beide stemmen auch hinter der Bühne die meisten Aufgaben alleine. Gibt es Unterstützung?
Durch die Bühnenkunst Förderer Prien gab es eine finanzielle Förderung für die Technik und einen Teil der Kosten für die Regie. Das erleichtert es uns, die Produktion zu stemmen.
Regie führt Julia Urban. Sie kennt man von Produktionen wie den Komödienstadel oder die Rosenheim-Cops. Ist die Welt der Clown da für sie nicht etwas völlig anderes?
Doch natürlich und genau das macht die Zusammenarbeit mit ihr auch so spannend für beide Seiten. Sie fungiert für uns als Regisseurin und Supervisorin und sagt uns, wenn man mal etwas nicht sofort verstehen kann oder mehr Gefühl nötig ist, damit was beim Betrachter ankommt. Klar ist aber natürlich auch, dass es bei uns nicht so ist wie beim Theater, es gibt kein Drehbuch.
Was bedeutet das konkret?
Das Programm hat einen roten Faden, an dem wir immer wieder anknüpfen können. Aber das, was um diesen roten Faden herum passiert, ist offen.
Gedacht ist das Programm hauptsächlich für Erwachsene und Kinder ab neun Jahren. Hört sich also nach nicht ganz einfacher Kost an?
Ein Clown muss nicht immer nur lustig sein und da stellt sich dann sowieso die Frage, was eigentlich lustig ist. Wir sind der Spiegel und das bedeutet auch, dass unser Programm durchaus gesellschaftskritische Szenen beinhalten kann.
Darf ein Clown alles?
Diese Frage stellen wir uns auch immer wieder. Welcher Witz geht noch, welcher Witz könnte für den einen oder anderen zu weit gehen?
Dies immer wieder auf das Neue herauszufinden, gehört auch zum Clown-Sein.
Interview: Karin Wunsam