Flamenco-Konzert als rhythmisch-melodischer Fluss

von Redaktion

Saitensprünge Konzert mit spanischem Star-Gitarristen Carlos Piñana beim Festival im Kurhaus Bad Aibling

Bad Aibling – Das Thema „Flamenco“ hat beim Bad Aiblinger Gitarrenfestival „Saitensprünge“ eine gewisse Tradition. Die beiden wohl herausragenden spanischen Flamencogitarristen konzertierten bereits in der Kurstadt und spielten grandiose Konzerte, nämlich Vicente Amigo im Jahr 2011 und Tomatito in 2016. Für dieses Jahr hatten die Macher des Festivals einen interessanten Musiker aus der erweiterten Spitze der Musikrichtung eingeladen, nämlich Carlos Piñana aus dem südspanischen Cartagena. Er stammt aus einer hochmusikalischen Familie, sein Großvater Antonio hatte den ersten Wettbewerb „Cante de las Minas“ gewonnen, der als bestes Flamenco-Festival Spaniens gilt und auf die Flamencotradition der Minenarbeiter verweist.

Carlos Piñana, Jahrgang 1976, hat klassische Gitarre studiert und zahlreiche Preise gewonnen, darunter den „Ramón Montoya National Guitar Price“ in Córdoba. Begleitet wurde er im ausverkauften kleinen Kursaal von Rainer Maria Zehetbauer aus Österreich an der zweiten Gitarre, der Piñana bei einem Workshop kennengelernt hatte, sowie von Miguel Ángel Orengo an kompletter Perkussion (im Programmheft war lediglich die Cajón angekündigt), tätig am Konservatorium in Murcia. Allein an der Besetzung zeigte sich schon die Variabilität im Flamenco: Während bei den Auftritten von Amigo und Tomatito auch der Gesang eine größere Rolle spielt, war das Piñana-Trio rein instrumental angelegt, die Perkussion ist deutlich vielfältiger als die oft eingesetzte Cajón. Ohne größere Moderation startete das Trio ruhig und sehnsuchtsvoll ein Konzert ausschließlich mit Eigenkompositionen mit „Cuesta de las Lajas“, welches sich nach und nach im Tempo steigerte, rhythmisch wirkungsvoll und zugleich melodisch. Längere Stücke in einem fließenden, mal aufbrausenden, dann wieder abebbenden Muster gab es mehrere an dem beeindruckenden Konzertabend. Ein besonderes Stilmittel Piñanas ist es, aus meditativen Sequenzen heraus urplötzlich wieder Feuer zu entfachen – große Klasse. So gab es mehrfach Balladen, die in ruhigerem Fahrwasser begannen, um dann jedoch wieder stromschnellenartig zu sprudeln, in temperamentvollen Klangkaskaden. Mit Zehetbauer ist Piñana nach vielen Auftritten bestens eingespielt, der junge Wiener begleitete aufmerksam und konzentriert die filigrane Gitarrentechnik Piñanas. Der Tradition erwies das Trio mehrere Reminiszenzen, so integrierten die Musiker manche bekannte Passage aus der spanischen Klassik. Mit rasanten Saitenwirbeln, einem starken Grundthema und lautmalerischer Perkussion kam das Trio aus der Pause zurück und bannte das Aiblinger Publikum nachhaltig.

Das der Eintrittskarte beigefügte Programm mit Stücken wie „Al maestro Paco de Lucía“ oder „De la raíz al alma“ diente als roter Faden für einen längeren rhythmisch-melodischen Fluss. Piñana demonstrierte in einem schönen Solo mit Tremolopassagen seine virtuosen Saitenkünste, ebenso wie Orengo die seinigen an den Schlaginstrumenten. Mit einem rasanten Gitarrenduett und starkem Applaus des begeisterten Publikums ging es ins Finale, und nach rhythmischem Zuspruch der Gäste kredenzte das Trio noch zwei Zugaben – ein starker spanischer Gitarrenabend. Andreas Friedrich

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