Rosenheim – Von Äußerlichkeiten sollte man sich nicht blenden lassen: Das ist die Moral der „Bixlmadam“, mit der das Ensemble der Volksbühne St. Nikolaus im Künstlerhof Premiere feierte. Die Theaterspieler boten dabei alles, was das Publikum von Auftritten der Volksbühne gewohnt ist: hochklassige spielerische Leistung, ein schönes Bühnenbild und eine Komödie von Peter Landstorfer, erschienen im Wilhelm-Köhler-Verlag München, die mit hintersinnigem Witz und urkomischer Handlung das Publikum zum Lachen brachte. Die Zuschauer fühlten sich bestens unterhalten und spendeten begeisterten Szenenapplaus.
Gerissener
Hotelier
Hannes Ginthör glänzte in seiner Rolle als gerissener Hotelier Johann Wössl, der in seinem exklusiven Haus alles tut, um die Gäste zufriedenzustellen – vor allem natürlich die mit dem wohlgefüllten Portemonnaie. Unterstützt wurde er dabei vom Faktotum Sauser Lipp (Jonas Grießl), der vom Klavier über die Koffer und die Küche bis hin zu den Frauen alles zu nehmen weiß. Bedienung Susi Brenninger (Stephanie Borrmann) sorgte mit scharfer Zunge und ihrer schauspielerischen Leistung für urkomische Momente. Fast schon zum Inventar gehört Jens-Holger Hasselblad, ein Schmarotzer und Stenz der reinsten Schule – Helmut Dengl gab den knausrigen Junggesellen, der auf der Suche nach einer reichen Erbin ist, die ihn aushält, auf‘s Trefflichste. Sein Opfer, die Unternehmerswitwe Eva-Maria Flickedanz (Marion Winkler), machte es ihm allerdings nicht ganz leicht: Trieb sie ihn doch zu sportlichen Höchstleistungen an und jagte ihn verschiedene Berggipfel hoch, um ihn dabei auf Herz und Nieren zu testen. Weniger Glück als der preußische Hasardeur hatten die drei Rosstäuscher, die der Zufall in das vornehme Hotel verschlug: Robert Mayr, Peter Kirmair und Richard Martl, der auch die Regie führte, haben als Alois Luftkopper, Bertl Züglbauer und Xidi Spanndeichsel einen fulminanten Auftritt: Die drei eingefleischten Theaterer blühten in ihren Rollen vollends auf und zeigten, was sie können: Kleine Vorfälle, die nicht direkt zur Handlung gehörten, wurden gekonnt überspielt und eingebaut. Die Rosstäuscher-Rollen waren den Dreien wie auf den Leib geschrieben: Sie glänzen in der Darstellung der gewitzten und erfindungsreichen Pferdehändler, die darum wettstreiten, wer von ihnen noch am meisten Schlag bei den Frauen hat. Natürlich soll es eine „ gut Eingesäumte“ sein, die das nötige Pulver mitbringt. Leider haben sie die Rechnung ohne den Wirt, sprich den Hotelier, sein Faktotum und seine Bedienung gemacht: denn auch sie wollen kräftig verdienen und spielen die drei gegeneinander aus. Die Geheimwaffe ist die Madam von Ogebarin, Betonung auf der dritten Silbe: Angelika Heigermoser verstand es bestens, die aalglatte Betrügerin darzustellen, die auf charmante Art und Weise den Männern das Geld aus der Tasche zieht. Ehe sie sich‘s versehen, verhedderten sich die drei gewitzten Betrüger, die schon so manchen Kunden „gelöffelt“ haben, in ihren Geschichten, gaben kräftig Trinkgeld, um ihre Märchen zu untermauern und mussten Federn lassen, bis sie erkennen, dass die Madam „Ogebarin““ – Betonung auf der ersten Silbe, ihnen das Fell über die Ohren gezogen hat.
Spiel vor
stilvoller Kulisse
Das unterhaltsame Theaterspiel entrollte sich vor der fantastisch schönen, stilgerechten Kulisse eines Hotels aus den 1920er-Jahren, gebaut von Franz, Jonas und Simon Grißel, Bernhard und Quirin Egger und Thomas Wratzlawek. Conny Stadler sorgte für die passenden Kostüme und Requisiten, während Monika Reiß und Uli Stadler für das gute Aussehen sorgten und Manuel Notarangelo das Ganze ins rechte Licht rückte. Bei kleinen Textunsicherheiten sorgte Souffleuse Christina Sommer dafür, dass diese dem Publikum verborgen bleiben. Die „Bixlmadam“ treibt ihr vergnügliches Unwesen noch am Freitag und Samstag, 4., 5., 11., 12., 18., 19., 25. und 26. November, jeweils ab 20 Uhr im Künstlerhof am Ludwigsplatz. Mehr unter www.volksbuehne-ro.de oder unter Telefon 08031/15001.