Rosenheim – Das Kuko platzte aus allen Nähten beim Auftritt des „Palastorchesters“ mit seinem Sänger Max Raabe mit dem neuen Programm „Guten Tag, liebes Glück“. Und wahrlich empfanden die Besucher diesen Abend als Abend des Glücks. Perfekt wie immer war die Bühnenshow – einmal schwebten geheimnisvollerweise Instrumente über den Bühnenvorhang – und die ausgeklügelte Lichtregie.
Die ließ Max Raabe, wenn er sich entspannt zurück- und an den Flügel lehnte, im Dunkeln und rückte dafür das fabelhafte Palastorchester ins volle Licht.
Nur eine
Frau im Orchester
Jeder dieser Musiker ist ein Meister auf seinem Instrument, bzw. mehreren Instrumenten, ob das tief knarzende Bass-Saxofon, das warmweiche Sousafon, das Schlagzeug mit vielen Röhren oder die so unsentimental süß spielende Geigerin – das einzige weibliche Wesen in der Männerrunde.
Und einmal verdreifachte sich Max Raabe bei seinem Gesang, weil zwei Musiker mit ihm ein Gesangs-Terzett bildeten. Immer noch voll und warm ist Max Raabes Bariton mit dem geschickt und luftig eingesetzten Falsett, und hervorragend ist seine Artikulation, sodass man auch in der letzten Reihe jedes Wort verstand.
Und immer wieder konnte man herzhaft lachen über seine witzigen und sanft-ironischen Überleitungen und Anmoderationen. „Ich hör so gern Musik“ war sein erster Schlager, und nur zu gern hörten die Zuschauer alle anderen Schlager, die einen guten Mix aus neuen und alten Schlagern bildeten. obei Raabe nur die alten Schlager aus den 20er- und 30er-Jahren mit Texter und Komponist ansagte, nicht aber die neuen, die in Zusammenarbeit unter anderem mit Annette Humpe und Peter Plate entstanden und überaus humorvolle Texte enthalten: „Die Côte d’Azur ist/Wenn du nicht hier bist/Auch nur ein Strand mit Sand“ oder „Heute ist ein guter Tag, um glücklich zu sein“ mit dem schönen Reim „Couch/autsch“ oder „Ich geh durch den Park an einem Donnerstag“ oder gar das Tango-Loblied auf die kleinen Lügen, die wie Honig im Tee, wie Sahnebaiser oder wie Orchideen sind und das Leben leichter machen: lauter kleine Alltags-Glücksgeschichten. Natürlich war auch der schöne arme Gigolo mit von der Partie, aus dem Max Raabe alle historische Traurigkeit herausholte, und der süße Schlager „Zwei Treppen links im Nachbarhaus da wohnt seit heut‘ das Glück“, dazu Schlager von Peter Kreuder und Songs von Cole Porter.
Ein kleines
mokantes Lächeln
Alles mit der immergleichen stoischen Ruhe und dem kleinen Schalk im Nacken und einem kleinen mokanten Lächeln gesungen, immer im supereleganten Smoking zu Beginn und Frack nach der Pause, während die Musiker zum Dinnerjacket wechselten.
Irgendwann wünschte man sich mehr Bewegung in dieser stoischen Reglosigkeit als nur ein Augenbrauenhochziehen und war froh, wenn dem Schlagzeuger geplant die Röhren runterfielen oder der Bass-Saxofonist mit seinem Rieseninstrument nach vorne trat oder die Geigerin ein Solo spielte oder eben zwei Männer mit Max Raabe sangen.
Aber es gab Glücksmomente genug, um die Zuhörer in einen Glücksrausch zu versetzen.