Rosenheim – Sperre drei Frauen für einige Tage zusammen auf engstem Raum – was passiert? Das hört sich nach einem Sozialexperiment an. Und genau darum geht es auch bei der schwarzhumorigen Komödie „Es brennt Reis“, die jetzt im Theater TAM OST in Rosenheim Premiere feierte und sich mit dem Begriff „Freundschaft“ auseinandersetzt.
Der Untertitel des Stücks lautet „Drei Schwestern auf Urlaub“ – um genau zu sein, sind es eigentlich zwei Schwestern und eine Freundin. Der „Laborraum“, in dem sie für eine Woche eingesperrt werden, ist eine abgelegene Almhütte. Bei der Inszenierung im TAM OST, bei der Gaby Schmidt Regie führte, ist aber von behaglicher Hüttenstimmung so gar nichts zu spüren.
Der Aufbau erinnert mehr an eine triste Laboratmosphäre. Zwei Leitern mit einem Holzbrett dienen als Raumteiler, Regal und Sitzmöglichkeit. Von der Decke baumeln Accessoires, die für die Handlung wichtig sind, wie eine Banane, Blechtassen, gelbe Putzhandschuhe, ein Kochbuch, eine Sprechtüte, viele Weinflaschen und drei rote Regenschirme.
Dann gibt es noch eine einfache Holzbank und darauf spielt sich ein Großteil der knapp eineinhalbstündigen Handlung ab. Hier sitzen die drei Protagonistinnen Lotte (Birgit Schier), Paula (Gabi Tachakor) und Marianne (Angelika Sewald-Löffelmann) und konsumieren Unmengen von Alkohol.
Jede der drei verkörpert einen besonderen Typ Frau: Lotte ist herrschsüchtig und geordnet, Paula kindlich-verspielt und Marianne ist die ängstliche, die nur eines im Kopf hat: ihren Dieter. Und der kommt wieder einmal nicht, um sie auf der Hütte zu besuchen. Auch die anderen beiden plagen Männerprobleme.
Geschrieben wurde das Stück von Pia Hierzegger, 1972 in Graz geboren. Sie gehört seit mehr als 20 Jahren zum Ensemble des Grazer „Theater im Bahnhof“, das sich als zeitgenössisches Volkstheater versteht.
Ihr Werk „Es brennt Reis“ passt dann auch zur aktuellen Zeit mit ihren Ängsten, Unsicherheiten, Marotten und Eitelkeiten. Birgit Schier, Gabi Tachakor und Angelika Sewald-Löffelmann verstehen es auf der Bühne gut, sich in die Rollen ihrer Figuren hineinzuversetzen und ihren inneren Kampf mit den eigenen Problemen und dem äußeren Kampf mit ihren Gegenspielerinnen Ausdruck zu verleihen.
Alles fängt recht harmlos an beim alljährlichen Hüttenurlaub. Doch dann kommt der Regen und der will gar nicht mehr aufhören. Es droht eine Flut und die drei Frauen sind nun eingesperrt auf engstem Raum. Es beginnt das Sozialexperiment. Unterstrichen wird der Laborcharakter damit, dass die Darstellerinnen jede Szene mit einem kurzen Wort beschreiben und mittels Kreide auf der schwarzen Wand im Hintergrund festhalten, während das Spiel auf der Bühne immer für einige Sekunden einfriert. Die Wand wird zum Labortagebuch, aus dem sich ablesen lässt, wie und warum dieses „Experiment“ immer mehr aus dem Ruder läuft. Schließlich verbünden sich immer zwei gegen die jeweils Dritte. Mordfantasien machen die Runde. Aber eigentlich sind alle drei des Lebens überdrüssig und reagieren dementsprechend enttäuscht, als die angekündigte Flut dann gar nicht kommt.
Das Stück verlangt dem Zuschauer einiges ab. Auf den ersten Blick betrachtet, passiert nicht viel. Es wird gestritten und getrunken – viel getrunken. Für eine Komödie, auch wenn schwarzhumorig, gibt es nur wenig zu lachen. Allenfalls kann man manchmal über einzelne Dialoge schmunzeln. Vor allem macht das Stück nachdenklich, ob es wahre Freundschaft wirklich gibt oder ob sie letztendlich nur eine Illusion bleibt.
Immerhin: Das Ende stellt wieder alles auf Anfang. Lotte, Paula und Marianne vertragen sich und freuen sich auf den nächsten gemeinsamen Hüttenurlaub.
Weitere Aufführungen von „Es brennt Reis“ gibt es am Freitag, 11. November, 18. November, 25. November und 2. Dezember, jeweils um 20 Uhr, am Samstag, 19. November, Samstag, 26. November, und Samstag, 3. Dezember, jeweils um 20 Uhr und am Sonntag, 13. November, 20. November und 27. November, jeweils um 17 Uhr.
Karten gibt es über www.tam-ost.de, das Ticketzentrum Kroiss in Rosenheim oder zu den Bürozeiten von TAM OST in der Chiemseestraße 31, Donnerstag von 16 bis 19 Uhr.
Karin Wunsam