Neubeuern – Die Frage, warum es eine eigene Ausstellung der Künstler gibt, die in den letzten acht Jahren Gast bei Ausstellungen der Mitglieder des Neubeurer Künstlerkreises waren, warf die Vorsitzende Siglinde Berndt in ihrer Eröffnungsrede auf und gab dazu auch gleich eine Antwort. Es ist das Konzept, dass sich jeder Künstler und jede Künstlerin bei einer Ausstellung einen Gast einlädt. Die Auswahl ist jedem selbst überlassen. Diese Gemeinschaftsausstellung soll die Achtung und den Respekt vor der künstlerischen Arbeit der Gäste vor Augen führen.
Spannend ist das Zusammenwirken von so vielen verschiedenen Künstlern mit so unterschiedlichen Arbeitstechniken und Materialien. „Es hat sich eine Ausstellung entwickelt, in der die einzelnen Arbeiten in Dialog treten“, bemerkte Siglinde Berndt, „nicht pure Harmonie sondern ein ernsthaftes Gespräch“. Auch die Frage, ob Kunst in so schweren Zeiten eine Berechtigung habe, beantwortet Berndt. „Kunst ist wichtig. Sie berührt, macht nachdenklich, irritiert, macht Freude und öffnet für Neues“.
Die Ausstellungsbesucher können Geschichten entdecken, Werke lassen sich zueinander beziehen und werden dadurch erst zu einem Ganzen. So zeigt die Arbeit von Almut Wöhrle-Russ, die an eine japanische Tuschezeichnung erinnert, den Schatten einer Frau und nebenan bemerkt Heike Weber in ihrer Kalligrafie: „Wie lang ich lebe, liegt nicht in meiner Macht.
Dass ich aber, solang ich lebe, wirklich lebe, das hängt von mir ab“. Über diesen Spruch scheinen die beiden Frauen in der Tuschezeichnung von Katharina Breitfeld nachzudenken. Wie brüchig und kalt die Welt ohne Liebe sein kann, zeigen die Werke von Christine Haberlander „Anwesende Abwesenheit“, das „Epizentrum“ von Sigrid Strauß und die Arbeit von Ewald Waldheim.
Da atmet die Seele auf, wenn man dann mit Martin Gensbauer einen Ausflug nach Wallgau und mit Rainer Tiplt nach Wasserburg machen kann. Aber Rainer Tiplt zeigt auch mit dem „Cerro Torre“, einem steil emporragenden Granitberg in den Anden, dass Natur nicht immer menschenfreundlich ist.
Michael Proske zaubert digital aus Müll Kunst mit dem Titel „Müllkunst“. Sogar „Handarbeiten“ fließen in die Kunsttätigkeiten mit ein. Carsten Lewerentz drapiert zwei gestrickte Topflappen zu einem Liebespaar und macht daraus eine Bronzeskulptur mit dem Titel „Beglückt“.
Stefan Wischnewski häkelt aus Schnürsenkeln „Drei Gefäße“ und färbt sie mit Acryl-Latex-Farbe ein. Die „Tiefebenen“ von Sheila Furlan sind filigrane Gebilde aus bestickter Seide auf Metall. Mit Helga Zellners Terrakottafigur nimmt man sich noch eine „Auszeit“ in „Plüschow“ in Mecklenburg-Vorpommern von Stefan Wehmeier und landet mit der Fotografie von Julian Benedikt wieder in der Heimat. Die Öffnungszeiten sind am Freitag von 18 bis 20 Uhr, am Samstag von 14 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr.
Da bei der Vernissage nicht alle Gastkünstler anwesend sein konnten, findet am letzten Ausstellungstag, am 13. November, um 18 Uhr eine Finissage statt.
Edith Riedl