Rosenheim – Wenn musikalischer Hochgenuss einen guten Zweck erfüllt, macht das einen gelungen Abend noch schöner.
Das Kinderhilfswerk Plan unterstützt derzeit verstärkt Projekte für aus der Ukraine geflüchtete Kinder. Auch die Rosenheimer Ortsgruppe beteiligt sich mit Sammlungen an den Hilfsprojekten. Nach dem Duo Mulo Francel/Chris Gall spielten nun auch Hackbrett-Virtuose Rudi Zapf und die Gitarristin Ingrid Westermeier ein Benefizkonzert in den Räumen der evangelischen Versöhnungskirche in der Severinstraße, freundlich unterstützt von Pfarrer Christian Wünsche.
Ruhiger Start,
rasante Steigerung
Der Einstieg in den Abend fiel fast meditativ. aus. Zapf blies sein exotisches Vibrandoneon in einem eigentlich von Antonio Vivaldi für Piccoloflöte komponierten Stück. Doch dann steigerte er das Tempo, schaltete auf „Hacker-Angriff“ und demonstrierte sein hochvirtuoses Können mit den Klöppeln am Hackbrett in einem ukrainischen Stück, filigran begleitet von Westermeier an der Gitarre.
Der Abend entwickelte sich zu einer musikalischen Weltreise durch verschiedenste Musiktraditionen. Irland ist eines der Lieblingsländer der beiden, und so spielten sie eine Abfolge von fünf irischen Kompositionen, von „Planxty Burke“ ging es über „Inisheer“ nach Lisdoonvarna zum Hochzeitsmarkt und weiter – toll gespielt, rasant, melodisch und durchaus tanzbar.
Garniert von vielen lustigen Erklärungen des Ur-Bayern und Vollblutmusikers Zapf ging es durch das Programm. Nicht nur das Publikum, auch die Gitarristin kringelte sich ein ums andere Mal ob der Moderation. Ein finnisches Pianostück teilten die beiden so auf, dass die Gitarre die linke Pianohand übernahm, das Hackbrett die rechte. Auf eine wehmütige „Ciganka“ folgte die komplexe Komposition „Danza andaluza“ von Enrique Granados, darauf eine Hommage an italienische Straßenmusik, eine Trilogie „Canzone della Strada“. Milongas aus Argentinien und Choros aus Brasilien begeisterten sowohl rhythmisch als auch melodisch, darunter ein quirliger Gassenhauer namens „Não me tocas“.
Im zweiten Set widmete sich das Duo japanischen Klangwelten, kontemplativ und konzentriert erklangen die Zen-Meditationen eines buddhistischen Klosters. Irland und Brasilien waren weitere Stationen eines wunderbaren Konzerts mit den besonderen Klängen vom selten gehörten Hackbrett, mit dem die feierlichen Melodien des irischen Komponisten O´Carolan sehr schön zur Geltung kamen.
Zapf gestand anlässlich einer sehr schönen „Malagueña“ noch, dass er sich inzwischen ohne Reue fünf Kugeln der Sorte Málaga gönne, dann ging es unter begeistertem Applaus in eine heftig beklatschte Schlussrunde und zum Glück noch in einen Zugabenblock zum Abschluss. Andreas Friedrich