Wasserburger Bühnenschiff verliert Kapitän

von Redaktion

Theaterleiter Uwe Bertram mit 59 Jahren gestorben – Öffentlicher Empfang am 26. November

Wasserburg – Nicht nur Wasserburg trauert um Uwe Bertram. Der Schauspieler, der rund 20 Jahre lang das Theater der Stadt geleitet hat, verstarb nach einem über zweieinhalb Jahre währenden Kampfes gegen den Krebs. Am 26. November wäre er 60 Jahre alt geworden. Ein weiterer Ehrentag stand bevor: am 1. Januar. Anfang 2003 war Bertram als Leiter des Theaters angetreten.

Als das Theater Wasserburg unter seiner Direktion fünf Jahre bestanden hatte, beschrieb der damalige Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, Klaus Jörg Schönmetzler, seines Zeichens auch Dramaturg der Herrenchiemsee-Festspiele, das Haus als „Leuchtturm“ unter den bayerischen Privattheatern und Bertram als „Seele, Motor und Herz“.

Die Bühne wurde
zu seinem Schiff

Der Leuchtturm auf der Insel Hiddensee war für Uwe Bertram von Kindheit an immer ein wichtiger Bezugspunkt gewesen, nun endete sein Leben in einem Zimmer, in dem das Bild eines Leuchtturms hing. Kindheitsträume, einen Weg als Kapitän einzuschlagen, münzte er um: Das Theater Wasserburg wurde zu seinem „Schiff“, sein Ensemble zu seiner „Mannschaft“. Der Weg dorthin war lang.

Theaterclub-Treffen in seiner Geburtsstadt Magdeburg führten den gelernten Schlosser zu einer Beleuchter-Ausbildung und damit zur ersten Begegnung mit der Bühne. Bertram wurde auf der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspiel, Außenstelle Rostock, aufgenommen und arbeitete nach dem Abschluss einige Jahre als Schauspieler am Volkstheater Rostock, bevor als weitere Stationen unter anderem das Residenztheater München, das Stadttheater Bern und das Schauspiel Frankfurt dazu kamen.

Bertram gehörte zum Ensemble von Stéphane Braunschweigs Inszenierungen „Woyzeck“ und „Gespenster“. Auch bei den Salzburger Festspielen und bei der Ruhrtriennale gastierte er.

Seine Erfahrungen aus den Stadttheatern, seine Begegnungen mit Intendanten und seine Zusammenarbeit mit Regisseuren hat er mit nach Wasserburg gebracht, um dort eine Wirkungsstätte zu generieren, die er selbstbestimmt führen konnte.

Die Stadt Wasserburg, der Landkreis Rosenheim, der Bezirk Oberbayern und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst stellten sich als Förderer zur Verfügung, sodass das Theater zu dem werden konnte, als was es heute wahrgenommen wird: als Ort, an dem unter der Voraussetzung inszenatorischer Klarheit, darstellerischer Wucht, inhaltlicher Schärfe, sinnlicher Intensität und mutiger Haltung ein offener gesellschaftspolitischer Diskurs gepflegt wird.

Für seine Verdienste, dieses Anliegen mit schonungslosem persönlichen Einsatz umzusetzen, hat Uwe Bertram 2010 den Kulturpreis des Landkreises und 2015 das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Sein Streben, sich zugunsten seines ungebrochen hohen Qualitätsanspruchs immer wieder mit streitbarer Diskussionsfreude an Themen abzuarbeiten, fand auch Unterstützung aus der Wirtschaft: Der Wasserburger Unternehmer Peter Dörr stand ihm von Anfang an nicht nur als Sponsor, sondern auch als kaufmännischer Berater zur Seite.

Nicht zuletzt konnte Bertram sein Theater jenseits großstädtischer Infrastruktur durch den Zuspruch seitens des Publikums aufbauen und weiterentwickeln – bis hin zum jährlichen Treffen ausgewählter professioneller bayerischer Privattheater im Rahmen der Wasserburger Theatertage.

Mannschaft führt in
seinem Sinne weiter

Nebenher setzte er sich ehrenamtlich auch durch Verbandstätigkeit für die Belange der Theaterszene ein – unter anderem im Deutschen Bühnenverein, im Verband der Freien Darstellenden Künste Bayern, im Kulturforum Rosenheim und im Kulturkreis Wasserburg. Er war Jury-Mitglied zur Vergabe des Bayerischen Kunstförderpreises seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und externer Jury-Berater zur Vergabe des deutschen Theaterpreises „DER FAUST“.

Um Uwe Bertrams 20-jährige Arbeit weiter zu würdigen und zu erhalten, steht die Mannschaft parat, das Theater Wasserburg in seinem Sinne fortzusetzen. Zunächst werden die bestehenden Spieltermine bis einschließlich Dezember so erhalten bleiben, wie sie angesetzt sind, teilt das Theater in einer Erklärung mit.

Die Beerdigung soll an seinem Geburtstag, Samstag, 26. November, auf Wunsch der Familie im engsten Kreis stattfinden. Im Anschluss daran wird es gegen Mittag im Theater Wasserburg und in der Bar Helmut einen offenen Empfang geben, an dem alle nach Belieben teilnehmen können. Der Jubiläumsmonat Januar 2023 wird dann zu einem spielfreien Gedenkmonat für Uwe Bertram.

„Sein Werk wird weiter bestehen“

Michael Kölbl,
Bürgermeister Wasserburg

„Mit Uwe Bertram verliert die Stadt eine ganz wichtige Person des Kulturlebens. Er war eine Institution. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir das Theater Wasserburg als einmaliges Projekt, das seines gleichen sucht, haben: ein Privattheater auf hohem Niveau in einer Kleinstadt. Dass dies gelungen ist, haben wir seiner herausragenden Kompetenz zu verdanken – als Schauspieler, Regisseur, Intendant, als Theatermann mit hoher Dynamik, der sprühte vor Ideen. Dass es weitergehen wird mit dem Theater, haben das Haus und die Kulturstadt ihm zu verdanken. Noch kurz vor seinem Tod hat er in intensiven Gespräche mit mir den Weg zur Vertragsverlängerung mit der Stadt vorbereitet. Dass es weitergeht, liegt auch daran, dass Uwe Bertram ein Team um sich geschart hat, dass sein Lebenswerk in seinem Sinne weiterführen wird. Ich werde ihn sehr vermissen, denn Uwe Bertram hat mich in den vergangenen 20 Jahren intensiv begleitet. Als ich anfing als Bürgermeister, stand das Haus des heutigen Theaters leer. Es ist Uwe Bertram meisterlich gelungen, etwas Tolles daraus zu machen. Denn er war nicht nur sehr gut vernetzt in der Schauspielszene, er war auch ein geschickter Verhandler und Entwickler von innovativen Konzepten sowie ein genialer Motivator seines Teams. Sein Werk wird deshalb weiter bestehen – über seinen Tod hinaus.“

Edith Stürlinger,

Kulturreferentin in Wasserburg

„Uwe Bertram hinterlässt als Theatermacher und Mensch eine entsetzliche Lücke! Mein Mitgefühl gilt seiner Familie, seiner Gefährtin und dem ganzen Team seines professionellen Privattheaters. In weiser Voraussicht hat er in den letzen Jahren dafür gesorgt, dass sein Lebenswerk fortgeführt werden kann. Es ist einer seiner großen Verdienste, dass er mit Nik Mayr, Constanze Dürmeier, Regina Alma Semmler und Annett Segerer ein hochengagiertes und wiederum professionelles Team um sich geschart hat. Sie werden nun eigenverantwortlich sein Werk, mit ihrer ganz persönlichen Handschrift, hervorragend fortführen.“

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