Immer wieder einmal haben es Namen, die eine Bodenbeschaffenheit, also eine Flur, bezeichnen, zum Ortsnamen gebracht. Ziemlich beliebt war in unserer Region die Wiese; sie kommt oftmals ganz ohne Zusatz aus, wie beispielsweise in den beiden „Wiesen“-Ortsnamen bei Kiefersfelden und bei Bernau a. Chiemsee. Daneben finden wir zusammengesetzte Namen wie Eglwiesen, Eiblwies, Marchwies, Schneiderwies und Weidachwies.
Noch etwas häufiger finden wir Namen vor, die mit dem Wort „Wang“ gebildet worden sind. Wang bezeichnete schon in althochdeutscher Zeit (750 bis 1050) ein Feld, das eine gewisse Neigung und Schräge aufweist. Gleich zweimal begegnet uns in unserer Region der Ortsname Pinswang, nämlich bei Prien und bei Altenbeuern. Hier ist das Grundwort durch das Bestimmungswort im Althochdeutschen „Binuz“ für Binse oder Schilfrohr näher bezeichnet. Beim Altenbeurer Pinswang kann genau die unterschiedliche Aussprache des ursprünglichen Flurnamens verfolgt werden: im Jahr 1550 Pingswanng, 1593 Pünswang, 1795 schon Pinswang.
Höslwang trägt die Haselstaude im Namen, nämlich in Gestalt des Eigenschaftswortes althochdeutsch „Heselin“, so etwa erkennbar in Hesilvvanch von 1184.
Törwang, das 1120 als Tegirnwanch auftaucht, hat das Bestimmungswort „tegar“, also „groß“ im Namen. Besonders bekannt in diesem Zusammenhang sind Degerndorf und natürlich Tegernsee.
Bei Amerang und Sachrang hat sich das Wort „Wang“ richtiggehend versteckt: Nach einem „R“ fiel das „W“ nämlich ganz einfach weg. Im Jahr 790 hieß der Ort noch Amarwange, während bei Sachrang, das uns erst 1150 begegnet, das „W“ schon verschwunden ist: Sahaerangen.
Amerang trägt die Getreidesorte „Amer“, also Emmer, im Namen. Sachrang mit althochdeutsch „Sahar“ ein „Sumpfgras mit scharf schneidenden Stengeln und Blättern“, wie es Hans Meixner in „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ beschrieben hat. Zumindest in Wenk am Samerberg tritt „Wang“ auch einmal alleine auf.
Ebenfalls zumeist nur in Zusammensetzungen ist auch „Feld“ zu finden: Entfelden (von „ent“ gleich „jenseits“), Kiefersfelden (von „Kifer“ als Bezeichnung für Gries oder Sand) und Redenfelden bei Raubling (hier geht es um die Farbe Rot) haben den Sprung vom Flurnamen zum Ortsnamen geschafft.
Ob das aber auch noch der Flur „Bangfeld“ im oberen Teil von Litzldorf, das am Fuße des Sulzbergs liegt, gelingen wird? An der Bangfeldstraße ist mittlerweile fast schon eine neue Siedlung entstanden!
Die Litzldorferin Cäcilie Kotz erklärt zum Namen „Bangfeld“: Stand vielleicht eine Bank dem Namen Pate? Und: Früher habe der Name „Wirtsbangfej“ gelautet.
Was meint die Namenkunde? Hätte das „Bangfeld“ einem Grundherrn Banno gehört, dann hätte dieses vor vielen hundert Jahren Bannin-Feld, also „Feld des Banno“, geheißen. Vor „f“ (Feld) konnte sich das „n“ zu „ng“ entwickeln. Die Genitiv-Endung „-in“ konnte einerseits verschwinden, wodurch dann „Bang“ entstand. Andererseits konnte das „i“ in Bannin per Umlaut vorne ein „e“ produzieren, wodurch sich der Hausname für den nahen, ehemaligen Bauernhof „Beim Benger“ erklären ließe. Aber es ginge noch einfacher: Im Bairischen sind „b“ und „w“ manchmal austauschbar: Der Sperber lautete früher Sperwer, Berbling war früher Bergwilling. Also auch hier „der/das Wang“ aus „Wangfeld“ und „Beim Wenger“ wurden zu „Bangfeld“ und „Beim Benger“? Möglich wär’s.Armin Höfer