Herrenchiemsee – Die Herrenchiemsee Festspiele 2023 dauern vom 18. bis 30. Juli und haben „Weltgetöse“ zum Motto. Das soll auch in den zahlreichen Symphonien von Hadyn, Beethoven, Schumann und Schubert, die den Hauptteil bilden, auszumachen sein, schreibt das Programmheft. Erkennbar ist es zumindest im Anfangskonzert mit vier Bachkantaten im Münster Frauenchiemsee, die sich teilweise auf den Erzengel Michael beziehen, der laut Bibel schließlich im Himmel für überweltliches Getöse gesorgt hat, als er Luzifer aus dem Himmel geworfen hat. Es spielt das Orchester der KlangVerwaltung, es singen die Gabrieli Singers, alle unter der Leitung von Paul McCreesh. Von Aufruhr zeugen auch Chorwerke aus dem „Chigi-Kodex“. Das ist ein Musikmanuskript aus Flandern, das sich seit 1500 in der Vatikanischen Bibliothek befindet und erst jetzt publiziert wird. Der Kodex enthält Werke von Johannes Ockeghem, Josquin Desprez und anderen Renaissance-Komponisten.
Gesungen werden sie vom Vokalensemble LauschWerk ebenfalls im Münster Frauenchiemsee am 19. Juli. Ein spielerisches Getöse wird eine Uraufführung sein, die von den Herrenchiemsee Festspielen in Auftrag gegeben wurde: „Ein ewig Rätsel will ich bleiben“ von Jean-Pascal Beintus. Dieses Werk über ein Zitat von König Ludwig II. wird von Solisten des Orchesters KlangVerwaltung im Schlusskonzert am 30. Juli uraufgeführt werden. Weltgetöse samt Urknall im strahlendsten C-Dur herrscht schließlich auch im Anfang des Oratoriums „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn. Der Chor des Bayerischen Rundfunks und das Kammerorchester Basel werden dabei von Giovanni Antonini geleitet (28. Juli). Die Musik von Haydn ist ein weiterer Schwerpunkt im Programm: Das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Baptiste Lopez am 21. Juli und die Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter am 25. Juli spielen Symphonien, Konzerte und Ouvertüren von Haydn.
Der Dirigent Kent Nagano ist nicht nur einer der Schirmherren der Festspiele, sondern dirigiert auch selber vier Konzerte: den „Chigi-Kodex“, Schumanns „Rheinische Symphonie“ und Mozarts d-Moll-Klavierkonzert KV 466 mit Tobias Koch und Concerto Köln am 22. Juli, Beethovens „Eroica“ zusammen mit dem Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy, gespielt von So-Ock Kim, die schon im letzten Jahr mit von der Partie war, und dem Orchester der KlangVerwaltung am 27. Juli und das Schlusskonzert am 30. Juli mit der genannten Uraufführung sowie Schuberts „Großer C-Dur-Sinfonie“.
Weiter gibt es barocke Violinkonzerte des Concerto Köln mit Evgeny Sviridov (20. Juli), barocke Sturm-Musiken mit Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini (23. Juli) und etwas stürmische Musik von Händel und Jean-Féry Rebel mit dem Finnish Baroque Orchestra (24. Juli), das schon im letzten Jahr für Furore gesorgt hat.
Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr, die Einführungen um 18 Uhr. Genaueres findet man unter herrenchiemsee-festspiele.de. Karten gibt es ab dem 7. Dezember bei München Musik, Telefon 089/936093 oder unter muenchenmusik.de sowie bei München Ticket.
RAINER W. JANKA