Rosenheim – Es war einmal in Rosenheim … – so könnte man anfangen, wenn man gefragt wird, wie es eigentlich begonnen hat mit der Aktion „Weihnachtslieder selber singen“, die jetzt wieder im Advent in vielen oberbayerischen Orten ganz selbstverständlich zur Vorbereitung auf Weihnachten gehört. Es war die Redakteurin dieser OVB-Heimatzeitungen, Elvira Biebl-Neu, die den entscheidenden Impuls gab: „Die Leute wollen an Weihnachten singen, sind bei den Liedmelodien unsicher und es fehlt ihnen am Text der weiteren Strophen!“ So ähnlich habe ich ihren engagierten Anruf in Erinnerung.
Für die Weihnachtsausgabe vom OVB 2002 haben wir Liedtexte zusammengestellt, eine Umfrage gestartet, die viel Widerhall erzeugte und zum Weitermachen animierte. Genaueres zur Geschichte der Aktion habe ich in der neuen „Volksmusik-Zeitung“ aufgeschrieben, die die Leser kostenlos bei der Landkreisvolksmusikpflege anfordern können (Ernst Schusser, Friedrich-Jahn-Straße 3, 83052 Bruckmühl, Telefon 0172/8516444 mit Anrufspeicher, ernst. schusser@heimatpfleger.bayern. Im Advent 2003 gab es dann schon die ersten Termine „Weihnachtslieder selber singen“ an den Standorten der OVB-Heimatzeitungen in Bad Aibling, Prien, Wasserburg, Mühldorf, Waldkraiburg und Rosenheim. Jeweils um 18 Uhr sangen wir im Freien bei jedem Wetter die bekannten und weniger bekannten Lieder, die wir in dem grünen Heft „Alle Jahre wieder“ zusammengefasst hatten. Die Resonanz bei Mitsängern spornte zum Weitermachen an, noch mehr die Resonanz bei denen, die bei den sechs Terminen nicht dabei waren und mitteilten, dass sie gern dabei gewesen wären.
Bis zu meinem Renteneintritt im Herbst 2020 hat das Volksmusikarchiv und die Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern das grüne Liederheft in 19 unveränderten Auflagen über 75000- mal „unter die Leute gebracht“. In ungefähr 70 Orten und Städten in ganz Oberbayern haben wir die Menschen zum “Weihnachtslieder selber singen“ eingeladen, ganz „offiziell“ über die Presse von „A“ wie Altötting bis „Z“ wie Zuchering bei Ingolstadt.
Es kamen jeweils zwischen 30 und 400 Personen (Rosenheim), Alt und Jung, allein oder mit Freunden, Sänger und vermeintliche „Nichtsänger“, bei Regen und Schnee, bei Kälte und Wind – immer voll Freude oder Neugier auf das gemeinsame Singen ohne Perfektion und Leistungsdruck, für sich selber in Leichtigkeit und Geselligkeit. Ganz natürlich war das Singen, einfach drauf los!
Und nach meiner Erinnerung haben wir in über 50 weiteren Orte die Liederhefte geschickt zum eigenen Singen in Gemeinschaft – nicht mitgerechnet die vielen Familien und Einzelpersonen, die sich das Liederheft im Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern besorgten. Es wurde auch verwendet bei Einladungen für einsame Menschen am Heiligen Abend (etwa in Bad Aibling) – soziales Singen als wichtiger Lebensfaktor!
Dann kam Corona: Das Singen hörte nicht auf. Die Menschen brauchten es ganz einfach – übern Gartenzaun, in der Familie, mit Bewohnern von Altenheimen, auf der Straße, in Fußgängerzonen. Unter freiem Himmel waren Mitglieder vom Förderverein Volksmusikarchiv unterwegs und haben meist ohne Ankündigung mit den Menschen im Freien die Lieder gesungen. Die Kreisvolksmusikpflege Rosenheim versendete zusammen mit dem Förderverein „Corona-Liederpackerl“ zum Selbersingen – und mit OVB-Online machten wir den täglichen „Singenden Adventkalender“ zum daheim Mitsingen.
Auch heuer bin ich wieder in Oberbayern unterwegs zum „Weihnachtslieder selber singen“ – die ersten Termine waren schon, beispielsweise in Maisach und in Wasserburg. Machen Sie mit, jeweils um 18 Uhr im Freien, etwa am Freitag, 9. Dezember, in Bruckmühl vor der Kulturmühle, am Samstag, 10. Dezember, in Schechen am Rathaus, am Donnerstag, 15. Dezember, in Waldkraiburg im Stadtpark, am Montag, 19. Dezember, in Prien neben der Pfarrkirche, am Dienstag, 20. Dezember, in Mühldorf am Stadtplatz und am Mittwoch, 21. Dezember, in Rosenheim in der Hafnerstraße. Ernst Schusser