Mozart hätte an diesem Auftritt seine Freude gehabt

von Redaktion

Cäcilienkonzert der Pfarrei Mariä Himmelfahrt mit Priener Chorgemeinschaft, der Capella Musica und den Grassauer Blechbläsern

Prien – Um Wolfgang Amadeus Mozart drehte sich alles beim diesjährigen Cäcilienkonzert der Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Mit der Fantasie für Orgel KV 608, ursprünglich für eine Flötenuhr komponiert und von Orgelbauer Gerald Woehl als Paradestück für die Priener Orgel bezeichnet, ging es los. Nach dem Präludium erklang die Doppelfuge, von einem umfangreichen Andante der überragend schönen „Flûte Harmonique“ der Priener Orgel unterbrochen, ehe Präludium und Doppelfuge wiederkehrten und kontrapunktisch verzahnt in das Finale mündeten.

Organist Johannes Berger hatte sichtlich Vergnügen, sein Publikum mit der Orgelfantasie und seinem souveränen Spiel zu verzaubern. Die als „Waisenhaus-Messe“ bekannte große Festmesse für Soli, Chor, Orchester und Orgel in c-Moll (KV 139) tat als Hauptwerk des Abends das Übrige.

Im Alter von zwölf Jahren komponiert

Im neapolitanischen Opernstil als „Kantatenmesse“ vom damals zwölfjährigen Mozart komponiert, bietet sie schon im Kyrie viel Dramatik. Von düsteren Posaunenklängen und gewaltigen und homogen ausbalancierten Chorakkorden im Kyrie-Anfang über das leichtfüßig jubelnde und von Chor und Orchester mit spürbarer Musizierfreude dargebotene Kyrie-Allegro bis hin zum jubelnden „et ressurexit“ im Credo und dem beschwörenden „Dona nobis pacem“ im Agnes Dei zeigte die Priener Chorgemeinschaft mit dieser Neueinstudierung in enormer dynamischer Bandbreite ihr Können.

Für einen Laienchor außergewöhnlich präzise saßen Artikulation und die durchwegs sehr gute Intonation ohne Konditionsverluste. Insbesondere die anspruchsvollen Schlussfugen in Gloria und Credo ließen durch deren Souveränität und Leichtigkeit eine sehr gründliche Chor-Einstudierung erahnen.

Die Solopartien sangen Jenavieve Moore-Steiner (Sopran), Roxana Mihai (Alt), Manuel Ried (Tenor) und Robson Tavares (Bass): Jede Stimme fügte sich überzeugend und gleichberechtigt in das internationale Solistenquartett ein: Sowohl der glasklare Sopran und der warme Alt, die sich oftmals im Duett wiegten, als auch Tenor und Bass – beide mit angenehm rundem Timbre – glänzten mit ihren Solopassagen.

Das Orchester Capella München – ein sehr gut eingespielter junger Klangkörper mit Konzertmeisterin Emely Deans – schmiegte sich zusammen mit den Grassauer Blechbläsern einfühlsam und konkurrenzlos an den Chorklang. Die drei Barockposaunen, von denen Wolfgang Diem (Alt-Posaune) mit einem eindrucksvollen Solo im Agnus Dei glänzte, begleiteten sowohl eigenständig als auch „colla parte“ sehr kultiviert den Chor. Die eingesetzten vier Barocktrompeten mit historischen Dämpfern sorgten im „Cruzifixus“ für eine selten gehörte Kreuzigungsakustik mit Gänsehauteffekt.

Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk

Technisch brillante Streicherklänge, wunderschön spielende Oboen und eine schlanke Continuo-Gruppe aus Celli, Kontrabass sowie Orchestermanager Johannes Berger am Orgelpositiv mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks: Mozart hätte seine Freude gehabt.

Dirigent Bartholomäus Prankl leitete souverän und mit sichtlicher Freude die Musizierenden. Da brauchte es kaum merklich den Taktstock, um – sehr stimmige interpretiert – die „Waisenhaus-Messe“ zu dirigieren. Der Messe folgte das meditativ von Chor und Streichern dargebrachte „Ave verum“ KV 618. Ein klangliches Wunderwerk, das für sich steht. Im Priener Fall von den Musizierenden traumhaft schlicht, ohne Effekthascherei, wie von Mozart verordnet „sotto voce“ (mit Zurückhaltung), dargeboten.

Nach tosendem Applaus stimmte der Chor a cappella als Zugabe das „Notre Père“ von Maurice Duruflé an. Elisabeth Kirchner

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