Rosenheim – Die Kontrabässe tragen Weihnachtsmannsmützen, Kleinstkinder wuseln herum und schlafen irgendwann auf dem Schoß der Mutter ein, wegen der Kälte im Kuko türmen sich Jacken und Mäntel auf den Sitzen: Weihnachts-Familienkonzert der Innphilharmonie ist’s, mit vielen Weihnachtsliedern, die das Publikum teilweise mitsingen darf – wenn es die abgedruckten Texte in der Dunkelheit des Saales lesen kann.
Sehr
illustrativer Vortrag
Doch vor den Weihnachtsliedern gab es eine andere Form von Weihnachtsmusik. Der Zeichentrickfilm „Der Schneemann“ gehört zu den britischen Weihnachtsklassikern: Der kleine James baut einen Schneemann, der in der Nacht zum Leben erwacht und mit James viele Abenteuer erlebt. Howard Blakes hat dazu die Filmmusik geschrieben.
Die Geschichte wurde von dem Schauspieler Michael Althauser prononciert und sehr illustrativ vorgetragen, punktgenau in die Musik eingepasst. Die Musik verlebendigt hörbar das Geschehen: Die Fußstapfen des Schneemannes werden von der Pauke markiert, man hört den Schneeball werfen und die Katze hochspringen, der Schneemann tanzt zuerst einen Walzer, dann besteigt er mit James ein Motorrad und beide sausen zu den Klängen von „Walking in the air“ durch die Nacht.
Währenddessen ist fast lautlos der neu gegründete Kinderchor der Innphilharmonie in den Saal geschlichen und singt frisch und munter und ohne Scheu zusammen mit dem Erwachsenenchor dieses Lied, das zum Leitmotiv der Musik wird.
Penninger leitet das groß besetzte Orchester samt Harfe und reichhaltigem Schlagwerk mit Röhrenglocken und Xylophon animierend, genau und souverän, die Orchestermusiker scheinen Freude an dieser für sie ungewöhnlichen Musik und ihrer Rolle als Filmorchester zu haben: Lustig tanzen die versammelten Schneemänner mit dem Weihnachtsmann zur Fidel, Trompete und Pfeife.
Davor ist das Leitmotiv-Lied schon erklungen, in einer Orchester-Adaption mit dem Titel „The Day Has Dawned“ des erst 22-jährigen Georg Lukas Neffgen. Allerdings ist ihm alles etwas breit und ziellos geraten, der Chor setzt zunächst etwas zögerlich ein und öffnet sich erst langsam für dieses Werk. Andreas Penninger hat diesen jungen Komponisten zu diesem Werk angeleitet: An diesem Abend war die Uraufführung.
Von Penninger kam auch die Idee für die zweite Uraufführung, der die zwei Komponisten auch auf die Bühne bat, wo sie über ihre Musik sprachen: Gabriel Romberger hat die Weihnachtsgeschichte mit den bekannten Liedern zu einer opulenten Komposition ausgebaut, in einem – wie er selber sagt – „Konglomerat von verschiedenen Musikstilen und Kompositionstechniken.“
In der Tat stehen am Anfang einfachere homophone Sätze, später wird es etwas moderner im Klang, ausgerechnet „Stille Nacht“ erklingt harmonisch sehr verfremdet und am Ende mündet alles wahrhaftig eine große und sehr lange Fuge über „Nun freut euch, ihr Christen“.
Ein Schiff auf
Orchesterwellen
Zu Beginn kommt auf Orchesterwellen ein Schiff geladen, Maria geht durch den Dornwald, ein Ros‘ ist entsprungen und die Männerstimmen lassen den Verkündigungsengel „Vom Himmel hoch“ herunterschweben. Ziemlich bombastisch und filmmusikinspiriert ist alles, der Sprecher Michael Althauser wird oft davon zugedeckt.
Einige Lieder dürfen die Zuhörer mitsingen, was sie, zusammen mit Chor und dem Kinderchor, auch eifrig machen, von Andreas Penninger angefeuert, mit großer Leidenschaft und Freude daran, einen so großen Publikumschor dirigieren zu können, der am Ende glücklich langanhaltend applaudiert: ein ganz anderes Weihnachtskonzert. j