Grassau – Ein ganz ungewöhnliches Neujahrskonzert präsentierte die Wolfgang-Sawallisch-Musikakademie mit der „Musica Somnia“, wie sich das Duo Anna Kränzlein, Violine, und Rüdiger Glufke, Piano, nennt. Der erste Termin war innerhalb weniger Tage ausverkauft, ebenso die zusätzlich angesetzte Matinee.
Die junge Musikerin Anna Katharina Kränzlein beherrscht nicht nur mehrere Instrumente virtuos, sondern hat auch mit verschiedenen Ensembles große Erfolge gefeiert. Rüdiger Glufke ist neben seinen musikalischen Tätigkeiten Militärpfarrer in Calw und Stuttgart. Früh lernte er Orgel spielen und singen, was ihn auch zum Studium der Kirchenmusik führte. Bis 2019 war er Referent des Landesbischofs Johannes Friedrich.
Arrangiert von den Interpreten begann das Konzert mit „Nachtmusik mit Whiskey – „am Tag des Zorns“, ein Mix aus Stücken von Mozart, Rossini, Gregorianik und John Bon Jovi. Als Moderator führte Rüdiger Glufke selbst durch das Programm. Obwohl viele Besucher der Villa Senioren mit viel Konzerterfahrung sind, die eher der puristischen Musik anhängen, rissen die beiden Interpreten durch ihr virtuoses Zusammenspiel das Publikum hin.
Es folgte ein unverändertes Allegro aus der Sonate in e-Moll von Mozart. Das zeigte, dass Anna Kränzlein und ihr musikalischer Partner von ihrer Ausbildung her aus der klassischen Musik kommen, die sie ebenso beherrschen wie alle Facetten der modernen Musik. Gespielt wurden weiter einige veränderte Klassiker, zum Beispiel der „Corpus Permixtum (Bach durchmischt)“ oder „Winterreise“ nach Antonio Vivaldis berühmter Programmmusik Winter aus den „Vier Jahreszeiten“. Hier war sie „garniert mit Schneemelodien“, wie es im Programmzettel hieß, nämlich unter anderem Weihnachtsliedern wie „Leise rieselt der Schnee“. Zu Bach erinnerte sich Rüdiger Glufke an ein Gespräch zwischen dem evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich mit dem damaligen Erzbischof Joseph Ratzinger. Friedrich fragte ihn, ob es etwas in der evangelischen Religion gebe, um das Ratzinger die Protestanten beneide. Der hatte geantwortet „um eure Kirchenmusik, besonders die von Bach“. Im Neujahrskonzert gab es natürlich nicht nur Klassiker. Viele Stücke folgten, so ein mitreißender reiner „Csardas“ von Monti oder, inspiriert von dem berühmten Tanzfilm „Dirty Dancing“ von 1987 der Song „Tango por una cabeza“ (deutsch: Für den Kopf eines edlen Fohlens) von Gardel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bunt gemischt ging es auch weiter. Nach einem langsamen Satz von Händel „Lascia ch’io pianga“, dessen Melodie erstmals bei der Uraufführung von Händels Oper „Almira, Königin von Castilien“ erklang, folgte eine Reihe von den beiden Musikern arrangierten Stücken wie „Emotions“ nach der Filmmusik von „Schindlers Liste“ und „Pearl Harbour“. Christiane Giesen