Neubeuern – Dass es die Konzertreihe im Schlosssaal von Neubeuern gibt, ist für den Liebhaber klassischer Kammermusik ein großes Glück. In die Perlenschnur wunderbarer Konzertabende reihte sich jetzt als ein weiterer musikalischer Höhepunkt der Auftritt von Pianistin Gülru Ensari und Cellist Gautier Capucon ein. Das renommierte Duo spielte Werke von Claude Debussy, Beethoven, Robert Schumann und Johannes Brahms.
Debussys d-Moll-Sonate für Cello und Klavier bildete den Auftakt des Konzerts. Schon nach wenigen Takten war hör- und spürbar, dass Ensari und Capucon hervorragend miteinander harmonieren. Der ernste, dunkle Ton des Cellos und die funkelnden Akkorde des Klaviers betörten das Publikum.
Ironisch gebrochene
Melancholie
Voller ironisch gebrochener Melancholie erklang die Serenade, fantasievoll mit experimentell anmutenden Einschüben und rhythmischer Raffinesse folgte das Finale, in dem beide Musiker eine berückende Einheit bildeten.
Einen unvergleichlichen gesanglichen Zauber verströmte Beethovens C-Dur Sonate für Cello und Klavier op. 102. Nach dem sanften Andante bestach ein lebhaftes Allegro mit einem einprägsamen Hauptthema. Capucon brachte auf seinem Instrument, das er liebevoll zu umschmeicheln schien, wunderbar weiche Melodiebögen zu Gehör. Manchmal jedoch, in den tiefen Tönen, klang sein Cello herb und hart, als wolle es gegenüber dem Klavier trotzig auftrumpfen. Ensari war eine geniale Partnerin, die zu Capucon in einer musikalisch beglückenden Balance stand. Im Adagio schien sie die Tasten nur anzutupfen und erzeugte Töne voll perlender Zartheit.
Robert Schumanns Fantasiestücke op. 73 spielten Ensari und Capucon mit schwelgerischer Hingabe.
Die drei Sätze, die Clara Schumann „prächtig, frisch und leidenschaftlich“ fand, zeigten einmal mehr das hervorragende Zusammenspiel des Duos. Das Cello schuf im ersten Satz Lyrismen zum Dahinschmelzen, der letzte Satz war geprägt von einer weit ausholenden Melodik. Stets standen Klavier und Cello in einem einfühlsamen träumerischen Dialog.
In der e-Moll-Sonate op. 38 von Johannes Brahms begann das Cello im Allegro non troppo dunkel und sonor, bald darauf folgte ein gleichsam gesungenes Hauptthema, das mit einem breit ausgeführten poetischen Pianissimo endete. Die tiefen Register des Cellos erzeugten den ganzen Satz über sonderbare Klangfarben. Im Kontrast dazu besaß das Allegretto quasi Menuetto fast eine tänzerische Leichtigkeit. Mit faszinierender Dynamik spielte das Duo schließlich den Finalsatz, eine Art musikalisches Perpetuum mobile, dessen harte Klavierakkorde eine rhythmische Spannung schufen.
Zu dritt an
einem Klavier
Hinreißend waren nach dem begeisterten Beifall die beiden Zugaben: Zunächst erklang von Saint-Saëns aus dem Karneval der Tiere ein duftig-zartes Stück für zwei Pianos und Cello. Herbert Schuch, der sich kurzerhand mit ans Klavier setzte, und seine Frau Gülru Ensari hatten mit dem Cellisten an der Darbietung sichtlich Freude.
Die zweite Zugabe, ein Stück von Rachmaninow für sechs Hände, spielten alle drei zusammen auf dem Klavier, das hell und zart klang wie ein Glockenspiel. Das Publikum im ausverkauften Saal spendete auch dieser artistischen Einlage erneut enthusiastische Beifallsstürme.