Reizvolle Hörabenteuer und klangliche Überraschungen

von Redaktion

Mit dem Schweizer Quintett „Pilgrim“ gastiert eine der kreativsten Bands der jüngeren Jazz-Generation am Priener Roseneck

Prien – Endlich hatte es geklappt – wegen Corona und anderen Gründen musste das Konzert der fünfköpfigen Schweizer Jazzformation „Pilgrim“ mehrfach verschoben werden. Doch dankenswerterweise blieben die Organisatoren vom Priener „Salon 21“ und das gastgebende Ehepaar Hirner am Ball, sodass der Auftritt in der Reihe „Jazz am Roseneck“ nachgeholt werden konnte.

Das Quintett um den Züricher Tenorsaxofonisten Christoph Irniger ist eine der kreativsten und aufregendsten Gruppierungen der jüngeren europäischen Jazzgeneration. Die Musiker wandeln in ihren eigenen Kompositionen auf einem schmalen Grat zwischen klassischen Strukturen und freier Improvisation, mit einem hohen Maß an spontaner Kreativität und musikalischer Freiheit. Im ausverkauften Roseneck starteten die Musiker mit einem dezent-versonnnenen Herantasten, noch mit experimentelleren Sounds mit feinem Sax Irnigers, dann mit zunehmend stringenten Jazz-Rhythmusmustern. Jazztypisch ging es reihum, mit Fokus auf individuellen Instrumentalleistungen und der Unterstützung der Kollegen bei feinen Solo-Improvisationen ohne Effekthascherei. In weiterer Steigerung übernahm Dave Gisler mit der E-Gitarre, bis hin zu einem Rocksound, instrumental grenzgängerisch wie bei Art- rock-Bands a là „Gentle Giant“. „Ghost Cat“ hieß das feine, 20-minütige Stück, zu einem spannenden Konglomerat kombiniert mit dem Folgetitel „Marvel“. Selbiger erwies sich als Power-Titel mit mächtigem Gebläse und voller Rhythmusunterstützung, garniert mit einem abrupten, überraschenden Bruch – die Band sorgte mit geschickt gesetzten Wechseln für reizvolle Hör-Abenteuer und klangliche Überraschungen.

Aus dieser Dynamik von ruhigem Duktus und Aufbranden entwickelte sich auch die zweite Hälfte des Auftritts. Aus subtilen Passagen heraus mit kreativ gespieltem Bass (Raffaele Bossard, am 12. Februar im „Le Pirate“ zu hören), Piano (Stefan Aeby) und Schlagzeug von Michi Stulz, nahm die Band wieder Tempo auf und setzte ihre Akzente, fiel wieder in eine meditativere Phase bis hin zu genialen Gitarrenpassagen von Dave Gisler.

Auch hier gingen die Einzelstücke in eine lange Phase über, zu hören waren die Titel „Call the spirits“, „Secret level“ und „Crosswinds“. In feierlichem Ton und inspririert von einem Film Clint Eastwoods gab es als kürzere Hörschmankerl noch die Kompositionen „Back in the game“ und „Peace in the End“ zu genießen, wunderbar melodisch und dabei doch unkonventionell – starker Auftritt der sympathischen Schweizer von „Pilgrim“.Andreas Friedrich

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