Rosenheim – Jeden Samstag um 12 Uhr pilgern Orgelfreunde in die Nikolauskirche, um eine halbe Stunde Orgelmusik zu hören. Am kommenden Samstag nun schon zum 600. Mal – ein denkwürdiges Jubiläum. Solist ist Ondrej Mucha aus Tschechien. Er studierte Orgel und Cembalo am Konservatorium der evangelischen Akademie in Kromeríž (früher: Kremsier). Weiter studierte er Chorleitung (Kirchenmusik) an der Universität in Hradec Králové (früher: Königgrätz) und Orgel an der Hochschule für Musische Künste in Bratislava.
In Tschechien
rege Konzerttätigkeit
Ondrej Mucha widmet sich einer regen Konzerttätigkeit in der Tschechischen Republik und im Ausland sowie auf internationalen Orgelfestivals. In seiner kirchenmusikalischen Tätigkeit wirkt Ondrej Mucha als Organist an der St.-Jan-Nepomucký-Klosterkirche in Prostejov (früher: Proßnitz), wo er einen Zyklus mit Orgelkonzerten gründete. Er ist auch kompositorisch tätig, vor allem im Bereich der Chormusik.
Auf dem Programm stehen Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge a-Moll BWV 561 sowie Werke von John Stanley (1712 bis 1786) und Jan Krtitel Kuchar (1751 bis 1829).
Angefangen hat alles klein und bescheiden im Jahre 2009, als die Pfarrkirche St. Nikolaus grundlegend restauriert worden war und auch eine neue Orgel der niederländischen Firma „Orgelmakerij Gebr. Reil“ erhalten hatte, ein laut Prof. Friedemann Winklhofer, dem Orgelsachverständigen der Diözese München-Freising, „Instrument von europäischem Rang.“ An zwei Samstagen im Advent erklang – auf Initiative des Organisten und Kirchenmusikers Konrad Heimbeck – mittags um zwölf Uhr für eine halbe Stunde Orgelmusik auf diesem Instrument. Ab Januar wurde die Reihe darauf weitergeführt – weil sie gleich so beliebt wurde und auch weil Pfarrer Andreas Maria Zach diese Orgel so liebt: „Ich bin stolz auf diese Orgel und diese Reihe!“ Seitdem spielen Jahr für Jahr 48-mal im Jahr Organisten aus vielen Ländern auf der Reil-Orgel, Roger Soler aus Ebensee in Österreich alleine schon 30-mal.
Die Organisten spielen gegen ein geringes Entgelt, sie spielen einfach gerne auf dieser Orgel: „Diese Orgel lebt von ihrer Qualität“, sagt Konrad Heimbeck, „und sie kommen, auch ohne dass ich Reklame mache.“ Die Organisten sprechen untereinander und schätzen diese Reil-Orgel. „Mir liegt auch am Herzen, dass ich nett und freundlich zu den Organisten bin, die Orgel ist für jeden offen“, betont Heimbeck. Es sind immer zwischen 60 und 90 Besucher da, freut er sich, zu Corona-Zeiten mit Abstand waren es gute 40 Zuhörer. „Die Orgel hat ganz besondere Qualitäten und diese Reihe liegt mir sehr am Herzen“, sagt Heimbeck. Gab es ein Erlebnis, das ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist?
„Was hat‘s
jetzt zerrissen?“
Heinrich Wimmer aus Burghausen, erzählt Heimbeck, spiele gern italienische Werke aus dem 19. Jahrhundert. Einmal habe er ein Stück gespielt, bei dem seine Frau irgendwann „tutto la forza“ das Becken geschlagen hat: „In dem Augenblick dachte ich: Was hat’s jetzt zerrissen?“ Unangenehme Erlebnisse hatte Heimbeck so gut wie nie.
Konrad Heimbeck geht zum 1. September dieses Jahres in den Ruhestand – die „Besinnung am Mittag“ wird wohl weitergehen.