Grassau – Gleich zu Beginn der Vorstellung seines Soloprogramms „Einer für alle – alle für keinen“ zündete der Kabarettist Martin Frank im ausverkauften Hefterkultursaal ein wahres Feuerwerk aus Pointen und erntete Lachsalven. Da blieb kaum Zeit zum Verschnaufen, im Gegenteil, hoch konzentriert und aufmerksam hingen die Zuschauer an den Lippen des 30-Jährigen, um nur kein Detail zu verpassen. Wie es auf einem niederbayerischen Bauernhof nahe Passau zugeht, berichtete Martin Frank, der sehnsüchtig auf ein eigenes Zimmer wartete und jedes Mal, wenn der Pfarrer zur letzten Salbung zu seinem Onkel gerufen wurde, bereits mit seiner Bananenschachtel vor der Zimmertür stand. Nur die Oma hatte zwei Zimmer, eines zum Wohnen und eines für die Gefrierschränke und Vorräte.
Besonders schwer traf ihn als Künstler die Pandemie, schließlich habe er keinen systemrelevanten Beruf, obwohl vor der Pandemie niemand wusste, was das ist. „Kunst braucht keiner“, sagte er und „wenn die Russen einmarschieren, dann heißt es, Finger weg von den Fußballern, nehmt‘s die Künstler“, setzte er drauf.
Martin Frank skizzierte seine Erfahrungen mit
Homeschooling und berichtete, wie er den Haushalt daheim organisierte. Große Zustimmung erhielt er, als er behauptete, dass 99 Prozent der Männer das Einräumen eines Geschirrspülers nicht beherrschen.
Typisch bayerisch ist wohl, dass zum Essen immer Soße gebraucht werde und sein Vater es gewohnt ist, jeden Tag ein totes Tier auf dem Teller zu haben. Frank erzählte, wie schockiert eine Freundin, eine Vegetarierin, vor der Wurstplatte stand, „so wie der Papst vorm Kondomautomaten“. So manches Klischee aus der Landwirtschaft bediente Martin Frank, immer mit einem großen Augenzwinkern. Er erklärte, wie wichtig seinem Vater Regionalität ist und wie schwer es ist, auf dem Land mit 30 Jahren noch ledig zu sein. Die Kommunalpolitik hätte dem jungen Mann auch zugesagt, eine Behinderung, dass er nämlich kein Bier trinkt, verhinderte allerdings den Einstieg. So forderte Frank Chancengleichheit für Getränke und besonders für sein Lieblingsgetränk, den Kaba.
Vor allem für Städter, die Ruhe auf dem Bauernhof suchen, scheint das Leben dort nicht so idyllisch. Martin Frank beschrieb so lebhaft und erfrischend, wie oftmals zwei Weltanschauungen aufeinandertreffen. Er widmete sich zudem den sozialen Veränderungen während der Pandemie, skizierte hochdramatische Szenen im Supermarkt beim Kampf ums Klopapier. „Was fehlt, ist ein gesundes Maß an Empathie“, sagte er und riet zu einem Perspektivenwechsel.
Wie Konflikte im ländlichen Raum gelöst werden, konnte er ebenfalls beschreiben. Wenn sich ein Bauer ungerecht behandelt fühlt, dann wird eben Gülle ausgefahren. Die Partnerwahl auf dem Dorf gestaltet sich, wie Martin Frank wusste, ebenfalls anders und er erzählte, wie er auf dem Friedhof sexuell belästigt wurde, weil er die Zeichen des Gießens falsch verstand. Bei dieser Beschreibung krümmten sich die Zuhörer vor Lachen. Jeder Gast wird künftig sehr genau darauf achten, wie künftig das Grab gewässert wird.
Der junge Kabarettist versprühte so viel gute Laune durch seine Art des Erzählens, wobei er auch in andere Rollen schlüpfte, mit sich selbst wetterte, aber auch das Publikum mit einbezog. Erfrischend war, dass nicht auf die Politiker und die Politik, sondern vielmehr auf das Alltagsleben, das Miteinander überspitzt eingegangen wurde und sich so auch jeder angesprochen fühlte.
Vergessen darf dabei nicht, dass Martin Frank bekannte Arien sang, natürlich mit anderem Text und dies ausgezeichnet und für viele überraschend. Ein amüsanter Abend, der vielen im Gedächtnis bleiben wird. tamara eder