Bad Endorf – Er hat international für das israelische Nationaltheater ebenso gearbeitet wie regional für das Theater Belacqua in Wasserburg. In Israel leitete er Projekte zur Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern, in Wasserburg wurde sein „Danse Macabre“ aufgeführt, wie auch „Warrior Soul“, eine in mehreren Ländern gefeierte Theaterproduktion. Er lebte in Brasilien und erlernte die Kampfkunsttechnik des Capoeira, verbrachte einige Zeit in Japan und setzte sich dort mit der Tradition des Butoh-Tanzes auseinander.
Letztlich ließ er sich in Halfing nieder, um von hier aus in der Nähe der Eggstätter Seenplatte und des Chiemsees zu arbeiten. Die Rede ist von Ingo Taleb Rashid, bekannt als „El Haddawi“: Der Deutsch-Iraker ist ein international renommierter Tanztheater-Regisseur, Choreograf und Sufi-Lehrer. In einer Veranstaltung in Marias Kino in Bad Endorf präsentierte der österreichische Filmregisseur Norbert Prettenthaler eine 52-minütige Dokumentation mit und über El Haddawi als Ein-Personen-Porträt.
Das Thema und die Person zogen ein größeres Publikum an, das Kino war so gut wie voll. Im Film gab es eingangs Szenen vom Fallschirmspringen zu sehen (El Haddawi: „Eine Art Wiedergeburt“), aber vor allem Aufnahmen aus Proben von Tanz-Choreografien und aus Kursen des „Movement Concept“, die auch interessierten Neueinsteigern offen stehen.
El Haddawi widmete seine künstlerische Karriere der Schnittstelle zwischen Kampfkunst, Tanztheater und Sufismus, eine faszinierende Kombination. Im Film erläutert der Tanzlehrer im Gespräch und im Hintergrund zu den Szenen seine Arbeitsweise und Philosophie. Die Bewegungsstudien aus verschiedenen traditionellen Kampfsportarten fließen ein in moderne Choreografien. Hiermit arbeiten viele Theater und Balletts. Verbunden damit sind sufistische Elemente, auch der Film ist in die Abschnitte Erde, Wasser, Feuer, Wind und Leere gegliedert.
Kontrastreich erlebten die Zuschauer hochenergetische, konzentrierte Tanzszenen, aber auch die Ruhe in der Kontemplation, wie in einer beeindruckenden Sequenz, die eine Meditation in einer Berggumpe zeigt. Wie überhaupt die Drehorte gut ausgewählt waren und toll in Szene gesetzt sind, wie der vom spirituellen Lehrer Willigis Jäger begründete Benediktushof, ein Steg in der Eggstätter Seenplatte oder Räume auf der Fraueninsel, wo regelmäßig Kurse stattfinden.
Taleb Rashid erläuterte in klaren Worten Grundprinzipien des Sufismus, der älter sein soll als der Islam. In einem kurzen Gespräch nach dem Film schilderten Prettenthaler und Rashid Details zur Produktion. So musste zu Beginn zunächst vorhandenes Filmmaterial aus 30 Jahren sortiert werden. Rashid, der erkrankt ist, stellte sich in einem elektrischen Spezialrollstuhl Fragen aus dem Publikum und erfuhr viel persönlichen Zuspruch.
Weitere Vorführungen des beeindruckenden Films in der Region sind in Planung. andreas friedrich