Signor Vivaldi gibt sich die Ehre

von Redaktion

Heinrich Klug begeistert mit „Vivaldi für Kinder“ im Kultur- und Kongresszentrum

Rosenheim – Bekannt ist Strawinskys süffisantes Urteil, Vivaldi habe nur ein einziges Konzert komponiert, aber das mehrere hundertmal – ganz schön gehässig! Heinrich Klug, der unermüdliche Schöpfer und Organisator der beliebten Kinderkonzerte, rückte dieses krasse Fehlurteil allein schon durch die „Vier Jahreszeiten“ des venezianischen Meisters zurecht: „Vivaldi für Kinder“ hieß die aktuelle Veranstaltung, mit der sich Klug nach über 40 Jahren von der Bühne verabschiedet.

Moderator und
Märchenonkel

Aber so sprühend vital, so witzig, feinfühlig und voller Elan wie die Musik Vivaldis agierte der Moderator und Märchenonkel und ließ keinerlei Ermüdungserscheinungen erkennen. Das Publikum, sprich die vielen Kinder (beinahe vom Säugling bis zu interessierten Teenies), folgte erstaunlich aufmerksam und ruhig der Musik, die natürlich altersgerecht aufbereitet war. Es gab nicht nur zu hören, sondern auch vielerlei zu sehen, und Heinrich Klug wusste seine jungen Gäste zu packen, ohne sie zu überfordern oder gar zu schulmeistern!

Frühling, Sommer, Herbst und Winter – Heinrich Klug machte auf die kleinen Details aufmerksam, die sich der Komponist in reicher Fülle hat einfallen lassen, etwa das Vogelgezwitscher und -geflatter vor dem prächtig blühenden Baum. Im Sommer kamen dann noch Turteltaube, Kuckuck und der Diestelfink als gefiederte Sänger hinzu. Die Violinen der meisterlichen jungen Geiger blitzten silbern in unglaublicher Frische. Dazu tanzten die drei kleinen Ballettmädchen mit wedelnden Flügeln als allerliebste Vögelchen.

Das Torkeln der vom Wein berauschten Landleute im Herbst wurde zunächst von Cello und Violine vorgeführt und schließlich samt tänzerischer Verdeutlichung im Zusammenhang gespielt.

Dann die herbstliche Jagd: Die Büchsen der Jäger knallten, das heißt die Streicher zupften die Saiten und ließen sie heftig aufs Griffbrett schlagen, ein toller Effekt! Aber die Schützen verfehlten das anmutig flüchtende Ballett-Reh – zu ihrem Ärger, jedoch zur Freude des tierliebenden Publikums.

Zur Verstärkung des Sommergewitters kam das Donnerblech zum Einsatz. Zwei Kinder wurden auf die Bühne zum Halten dieses Instrumentes gebeten. Aber da setzte ein Ansturm der keineswegs schüchternen Kids ein. Es wurde ein sehr eindrucksvolles Donnerwetter…

Ein besonderer Gag war der Auftritt von Antonio Vivaldi höchstpersönlich. Serafina Starke erschien mit Perücke als selbstbewusster Maestro, krittelte an Klugs Interpretationsansätzen, wollte eine Passage schneller, langsamer, lauter, leiser oder in Moll gespielt haben. Dann aber schlüpfte sie auch noch in die Rolle von Vivaldis Freundin und Primadonna Anna Giro. Mit unglaublicher Virtuosität meisterte sie die Arien, die Vivaldi ihr auf den Leib bzw. in die Kehle geschrieben hatte – „tausend Noten in drei Minuten“!

Ein Extra-Tusch
zum Abschied

Unbedingt namentlich genannt werden müssen die jungen „Teufelsgeiger“ Anton und Konrad Gmelin, die ihre anspruchsvollen solistischen Aufgaben mit Bravour meisterten. Ebenbürtig agierten die temperamentvollen jungen Damen wie Nicole Ostmann oder Clara Shen. Selbst das junge Publikum klatschte enthusiastisch. Die Akteure – Musiker, Ballett und die Drahtzieher hinter den Kulissen – haben gemeinsam zum Erfolg beigetragen. Einen Extra-Tusch dem ideenreichen Heinrich Klug, der sich nun ins Private zurückzieht, aber schon für Kontinuität gesorgt hat. Die Reihe „Musik für Kinder“ wird von der Sopranistin und Schauspielerin Salome Kammer und dem Dirigenten Johannes X. Schachtner weitergeführt.

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