Traunstein – „Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische.“ Wie gut doch Karl Valentins Zitat zu der in der Galerie Fuchsgrube eröffneten Ausstellung „Viechereien“ passt. An den Wänden sind Cartoons und Illustrationen dreier Künstler vergesellschaftet. Die lustvoll gezeichneten Viecher mannigfaltiger Gattungen stammen von Brian Bagnall, Peter Gaymann und Cornelia Heinzel-Lichtwark. Intensives Betrachten der detailreichen Werke lohnt sich, damit auf das erste spontane Prusten, Gackern oder Brüllen – je nach Temperament des Betrachters – ein genussvolles Schmunzeln folgen kann. Das ergibt sich aus tiefem Begreifen hintersinniger Botschaften, die aus den tierisch gelungenen Werken Wirkkraft entfalten: Humor ist eine Denkleistung. Im Gegensatz zu Worten lassen Bilder den Betrachter witzige Situationen auf einen Blick erfassen – die hohe Kunst der Cartoonisten „schreibt“ mit einem Bild ganze Abhandlungen, legt humorvoll-kritisch politische oder gesellschaftliche Missstände offen. Als Dreingabe gibt‘s den (Stil-)Senf des Künstlers, der vor Augen hält, dass zuweilen Viecher menschlich und Menschen Viecher sind. Ein Werk Heinzel-Lichtwarks etwa zeigt zwei Wildviecher undefinierbarer Gattung genussvoll im Tanz vereint. Diese Zweisamkeit versucht ein spitzmausähnlicher Rivale zu stören. Für seine Werke im In- und Ausland wurde Brian Bagnall (1943- 2020) mehrfach ausgezeichnet. Seine anwesende Witwe beschrieb ihn so: „Zeit seines Lebens waren ihm Stift und Papier stetige Begleiter.“. Zum Piepen komisch etwa sein Billardspieler, der statt Kugeln Eier stößt. Weil sein Queue eine Eierschale perforiert, wird er zum Geburtshelfer, der einen liebevollen Küken-Blick erntet. Peter Gaymanns Markenzeichen sind die von Postkarten und Kalendern bekannten Hühnerwesen. In Traunstein stellt er auch andere Viecher aus. Katzen, die sich vom Mittagsschlaf ausruhen, beim Eismann eine Kugel „Katziatella“ bestellen oder ein schnaubender Stier, der Auge in Auge mit einer Blondine steht. In der Sprechblase der Zierlichen, die sich zum Wohnhaus umdreht, steht: „Klaus! Kommst du mal?“. Kirsten Benekam