Vorboten des nahenden Frühjahres

von Redaktion

Volksmusikpflege Singabende mit bekannten Melodien und Texten in Oberholzham und Hartmannsberg

In den Volksliedern wurden seit Menschengedenken immer auch die Natur und die Menschen in den jeweiligen Jahreszeiten thematisiert. Ob im Winter der Schnee, die Kälte, Frost und das romantisierte Zusammenrücken der Menschen in der warmen Stube – oder im Sommer die Sonne und die Hitze, die beginnende Ernte und das Almleben fernab der dörflichen Enge – oder sogar die im frühen 19. Jahrhundert aufkommende „Sommerfrische“ der Adeligen und Stadtbürger im Voralpenland. Der Herbst war den fallenden Blättern, der Obsternte, auch den abziehenden Zugvögeln und der harten Arbeit als Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit gewidmet. Das sind aber nur einige wenige Aspekte, die in den Liedern vorkommen.

Das Frühjahr hat in den Liedern einen besonderen Reiz und eine große Bandbreite der Betrachtung. Gerade auch die Dichter und Textgestalter der „Deutschen Volkslieder“ in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts finden bleibende Worte. Viele von uns haben diese „Volkslieder“ noch in der „Volksschule“ gelernt, die über Generationen ein wesentlicher Verbreiter dieser Liedergattung war.

So formulierte Hoffmann von Fallersleben im Jahr 1835, mitten im Biedermeier, voller Vorfreude auf den Frühling: „Kuckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald. Lasset uns singen, tanzen und springen, Frühling, Frühling wird es nun bald.“

Im gleichen Jahr schenkt er uns voll Verliebtheit in die heimische Vogelwelt:

„Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle! Welch ein Singen, Musiziern, Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern! Frühling will nun einmarschiern, kommt mit Sang und Schalle.“

Wer frühmorgens ab 5 Uhr sein Schlafzimmerfenster etwas geöffnet hat, wird diesen Text nachempfinden können: Die Singvögel sind schon auf, die Zugvögel kommen zurück und es gibt ein wunderbares Spektakel am frühen Morgen. Die Beliebtheit dieses Liedes wird auch dadurch deutlich, dass es viele Umwandlungen, besonders in der zweiten Strophe, gibt: „Amsel, Drossel, Fink und Star“ heißt es im Original – aus dem Star wird in launiger Gesellschaft eine „Meise“ mit dem unweigerlich folgenden, hier nicht abgedruckten Reimwort „Sch …“. Das sind nur ganz wenige Beispiele aus dem Bereich der deutschen Volkslieder, die den Frühling ansprechen, vorausschauend, erhoffend in der noch kalten Zeit. Viele vor allem ärmere Leute mussten im Winter frieren in Ermangelung von Feuerholz – eine kleine Idee davon ist uns heuer bewusst geworden.

Auch viele überlieferte Volkslieder unserer Region widmen sich dem Frühling. In der Sammlung vom Kiem Pauli aus den 1920er-Jahren kommt in vielen Liedern der Frühling vor, ebenso in den bis heute überlieferten Wirtshausliedern: „Es naht die holde Frühlingszeit, wo alle Bäumlein blüahn“ beginnt ein schneidiges Lied, das wir gern in Gemeinschaft singen.

Aber auch die Starkbierzeit wird besungen, besonders in unserer Gegend gibt es zahlreiche „Neutextungen“ auf beliebte Melodien, die sich mit dem Bier und der damit verbundenen Geselligkeit befassen. Am kommenden Montag, 13. März, um 19 Uhr laden die „Montagsinger“ wieder nach Oberholzham in der Marktgemeinde Bruckmühl ein: Im Gemeinschaftshaus werden auch Lieder gesungen, die mit dem Märzenbier zu tun haben: Da geht es um den „Josefi-Bock“, oder ein Stammtischler beschwört: „Alles bloß koa Wasser net!“ Die „Montagsinger“ freuen sich auf viele Mitmacher, für Getränke ist gesorgt.

Am Donnerstag, 16. März, um 19 Uhr lädt die Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim zum „Singen am See“ nach Schloss Hartmannsberg bei Hemhof (Markt Bad Endorf) ein. Da geht es um einen weiteren Aspekt im Frühling: Mit dem Osterfest im April beginnt die traditionelle Tanzzeit. Viele Tanzweisen haben lustige und interessante Texte bekommen. Einiges davon aus der Überlieferung im Rosenheimer Land und noch vieles mehr wird an diesem geselligen Singabend im Klavierzimmer mit Blick auf den See gemeinsam zum Klingen gebracht – ohne Perfektion, ohne Tanzen, zur eigenen Freude! Ernst Schusser

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