Rosenheim – Das Schauspielerpaar Elena Uhlig und Fritz Karl demonstrierte bei seiner schauspielerischen Lesung „Beziehungsstatus: erledigt“ im ausverkauften Ballhaus eindrucksvoll, dass schreiende Komik Tiefsinn nicht ausschließen muss. Dabei bleibt keine Facette des unerschöpflichen Themas Liebe ausgespart. Texte von Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Paulo Coelho, Christine Nöstlinger, aber auch Elena Uhligs eigene Texte bieten den Boden für Uhligs und Karls Vortragskunst.
Das sympathische und erfolgreiche Schauspielerpaar erobert die Herzen der Rosenheimer Zuschauer im Sturm mit einem witzigen, interaktiven Auftakt, bei dem Frau Uhlig (von ihrem Partner so angesprochen, und auch umgekehrt ihn Herr Karl nennt) zunächst die Zuschauerinnen um Handcreme für ihre trockenen Hände bittet. Nachdem ihr dieser Wunsch zur allgemeinen Erheiterung erfüllt wird, inszenieren Uhlig und Karl ein Battle zwischen den anwesenden Männern und Frauen zum Text von „Dadada, ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht“ von Trio.
Nach einem Seitenhieb auf die eventuell zweifelhafte Sitzqualität der bereitgestellten Stühle folgen scheinbar nüchterne grammatikalische und lexikalische Definitionen des Begriffs „Liebe“ sowie kurze Zitate bekannter Persönlichkeiten hierzu, wie etwa „Quelle der Andacht“ (Schiller), „Gewürz des Lebens, das versüßen, aber auch versalzen kann“ (Konfuzius), die bereits kritische Ansätze durchblitzen lassen. In diesem Sinne lässt Frau Uhlig eine Liebende nach Marc Twain sinnieren, warum sie ihren Partner, der zugegebenermaßen durchaus positive Eigenschaften wie Stärke besitzt, auf die sie jedoch problemlos verzichten könnte, denn dann liebt? Und darauf die Antwort findet: „Weil er mein ist und mein Mann ist.“
In diesem Zusammenhang folgen grammatikalische und lexikalische Begriffsbestimmungen der „Ehe“, die durch Definitionen wie „Ehejoch“ oder „Grundlage der Ordnung der Beziehung zwischen Menschen“ bereits die Problematik und Ironie der institutionellen Verankerung von Liebe durch die Ehe erkennen lassen: „Heiraten heißt, seine Rechte halbieren und seine Pflichten verdoppeln (Schopenhauer).
Frau Uhlig und Herr Karl führen dem Publikum vor Augen, welche Fallstricke bereits zu Beginn einer häuslichen Lebensgemeinschaft auf das glückliche Paar lauern: Welche Möbel welches Partners schaffen es in den gemeinsamen Hausstand? Welche schon immer ungeliebten, aber akzeptierten Möbel des anderen entwickeln sich durch Nachwuchs zu unfallträchtigen Objekten, die zur Zerreißprobe für die Beziehung mutieren?
Untermalt wird dieser Beziehungszündstoff von zynischen Hochzeitswünschen wie „Glaubt nicht, ihr seid zu beneiden, übers Jahr lasst ihr euch wieder scheiden“. Der Zuschauer mag sich schmunzelnd fragen, ob dies der Grund ist, warum das Schauspielerpaar in wilder Ehe zusammenlebt?
Zudem führen Frau Uhlig und Herr Karl dem Publikum vor Augen, wie aus der kleinsten, eigentlich unschuldigen Bemerkung über eine neue Hose der Frau eine tränenreiche Tragödie erwachsen kann und dass der verzweifelte Ausspruch „Egal, was ich sage, es ist immer falsch“ gerade in Beziehungen höchste Geltung besitzt. Im Extremfall kann das dazu führen, dass dem Partner aus Verzweiflung bewusst eine Lüge aufgetischt wird, da die Wahrheit, wie ein schuldlos verlorener Ehering, niemals Bestand haben würde.
Elena Uhlig und Fritz Karl unterhalten ihr Publikum Schlag auf Schlag und beweisen durch ihren Auftritt, dass die Tücken zwischenmenschlicher Beziehungen am besten mit einer gehörigen Portion Humor und Toleranz zu überwinden sind. Das Publikum kann sich offensichtlich in den geschilderten grotesken Situationen nur allzu oft wiederfinden, bedankt sich mit begeistertem Applaus und entlässt die Akteure schweren Herzens nach einer Zugabe. Claudia Pfurtscheller