Manch eingedrückte Nase zeugt von einer Bruchlandung des Papierfliegers

von Redaktion

Alejandro Calderon Jaffé stellt in der Villa Maria aus – Arbeiten aus Bronze und Tuschezeichnungen – Vor elf Jahren nach Deutschland gekommen

Bad Aibling – Papierflieger aus Bronze nachzubilden: geht das? Insgesamt sechs Flieger, die der junge deutsch-venezolanische Künstler Alejandro Calderon Jaffé in der Villa María an den Wänden installiert hat, beweisen es. Aus einem Material, das vom Papier weit entfernt ist, hat er mit einfachen Kniffen das beliebte Spielzeug, das jeder schon einmal gefaltet hat, hergestellt. Nur dass sein Material aufwendiger und wesentlich schwieriger zu bearbeiten ist. Einige der Flugzeuge sind blank und glänzend poliert, andere tragen den natürlichen dunklen Bronzeton. Auch gibt es die Variante, dass nur die Ränder eines solchen Luftschiffes poliert sind und dem schlichten Flugzeug einen strahlenden Rahmen verleihen. Und es sind, wie im Kinderspiel, offensichtlich nicht alle Flieger unbeschadet gelandet. Manch eingedrückte Nase zeugt von einer Bruchlandung. Mit viel gestalterischem Können und Geduld hat der Bildhauer Jaffé die Details ausgearbeitet. Als Sohn eines Grafikdesigner-Ehepaares wandte er sich bereits früh der Kunst zu. Er bewarb sich für die Klasse Bildhauerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle, absolvierte sein Studium und erhielt ein Diplom mit Auszeichnung. Seitdem ist er als freischaffender Künstler tätig, und er lebt dort, wo seine Bronzeskulpturen gegossen werden, immer in räumlicher Nähe zu seiner Arbeit. Zum weiteren Spektrum seiner Bronzekunst gehören Tier-, aber auch Menschenfiguren, alle klein im Format. Ein Pulpito, zu Deutsch ein Tintenfisch, scheint mit seinen Tentakeln den Grund unter sich zusammenzuhalten. Ein Chamäleon, das die Wand hochklettert, erstrahlt in leuchtendem metallischen Glanz. Die Figur des Ikarus, der ein Sinnbild für das Scheitern geworden ist, übt Faszination auf viele Kunstschaffende aus. So sieht man hier die bronzene Interpretation von Alejandro Calderon Jaffé: Bis auf das Skelett verbrannt ist der ehrgeizige Erfinder, die Federn der Flügel von der Nähe zur Sonne versengt.

Auch Tuschezeichnungen präsentiert die Ausstellung. Entweder mit „Heimat“ oder mit „grieta“ – zu Deutsch „Risse“ – betitelt, zeigen die mit wenigen Strichen gemalten Bilder Landschaften, die beschädigte Bäume oder gespaltene Erdreiche zum Inhalt haben. Aber es gibt auch Wälder, deren Hintergrund in einem versöhnlichen Gelb aufleuchten, ein erster Schritt in eine positive Sichtweise.

Vor mehr als 80 Jahren flohen die Großeltern von Alejandro aus Deutschland nach Südamerika, wo sie eine neue Heimat fanden. Ihr Enkel packte vor elf Jahren in dem Zufluchtsland der Großeltern seine Koffer, um der dortigen politischen Willkür zu entrinnen und flüchtete nach Deutschland. Flugzeuge spielten bei diesen Wegen eine große Rolle. Ob die intensive Beschäftigung des Künstlers mit Fliegern dort ihren Ursprung hat? Denn vielleicht ist über den Wolken die Freiheit tatsächlich grenzenlos. Öffnungszeiten der Galerie Villa Maria in Bad Aibling samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. ute bößwetter

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