Auch ohne Kulturpreis superguat

von Redaktion

Musikalisches und Parodistisches zum 40-jährigen Bestehen der Laienbühne Rimsting

Rimsting – 40 Jahre Laienbühne Rimsting, das steht für 40 Jahre Volkstheater mit Werken von Ludwig Thoma, Karl Valentin, Ödon von Horvath, Max Frisch, Arthur Schnitzler oder Friedrich Dürrenmatt, die nicht nur „daheim,“ sondern auch in Aschau, Prien, Rosenheim und bei den niederdeutschen Theatertagen in Flensburg aufgeführt wurden.

Festprogramm
im Gemeindesaal

Und ihren 40-jährigen Geburtstag feierten die Theaterer und zahlreichen Musiker mit einem Festprogramm im Rimstinger Gemeindesaal. Der Abend hatte es dank humorvoller und kritischer Spitzen („fian Landkreis sein Kulturpreis do samma hoit fui z‘ guat“) und herausragender musikalischer Spektakel in sich. Da wartete die fünfköpfige Festmusik-Combo (Maria, Franz, Rebecca, Thomas Landinger und Gertraud Hauer) mit schrägem Tusch und Marsch auf, der Damenchor (ehemals das Inntaldreieck) sang von „Angstlosigkeit, Trinkfestigkeit und Textsicherheit“ und der Kunstpfeifer Raimund Steinberger pfiff die „Arie der Königin der Nacht“ aus W.A. Mozarts „Zauberflöte,“ souverän am Klavier von Rebecca Landinger begleitet. Eindrücklich waren auch die Rimsinger (Hans-Jörg Schöne, Matthäus Matejek, Alexander Mangstl, Raimund Steinberger und Raimund Feichtner), die im Sinne der JU Miesbach (da grüßte der Nockherberg) a cappella vom Kulturpreis sangen und doch auf diese Auszeichnung pfiffen („Wisst’s wos, schmiart’s eich den Preis in d’Hoor“). Nicht minder grandios-musikalisch präsentierte sich das Gesangsensemble der Rimsinger, die die Ouvertüre zu „Der Barbier von Sevilla“ von G.A. Rossini unter dem wahnwitzigen Dirigat Alberto Ridocolos (Albert Lachner) sangen.

Dazwischen immer wieder sich stets wiederholende (eines Karl Valentin würdige) Begrüßungen für nicht erschienene Ehrengäste wie den Landrat und von Herzen kommende Willkommensgrüße für Rimstings Bürgermeister Andreas Fenzl, für Breitbrunns Zweiten Bürgermeister Wolfgang Schlemer und Prof. Ulrich Spindler von der Hochschule Rosenheim. Und dann gab es ja auch noch die Komödie „Streichquartett“ von Szöke Szakall. Schnell durchschaubar ist die Handlung, und doch machen Wortwitz und Situationskomik den Charme dieser Komödie aus. Wenn die skurrilen Charaktere, von den Schauspielern aufs Beste gemimt, aufeinandertreffen, waren die Lachmuskeln bei den Zuschauern erheblich gefordert. Gekonnt überzeichnet gab Andreas Wörndl den geschäftstüchtigen Direktor Schwarz, der zusammen mit Gertraud Hauer als seiner hübschen, jedoch nicht mit übermäßiger Intelligenz gesegneten Gattin Bella (vom Kolophon zum Chloroform) den Geschäftsmann Herrn Sommer (elegant in weißem Frack verpackt Raimund Feichtner) eingeladen hat. Ein aussichtsreicher Geschäftsabschluss soll her, und wie kann das besser gelingen als mit einem betriebseigenen Streichquartett.

Doch genau das ist der Knackpunkt, sind doch die vier Virtuosen gar keine Musiker. Da wird ein Sordino zum Wetterschutz gegen Regen, dann zum Fahrzeug erklärt, den Komponisten Beethoven kennt man nicht („Natürlich kann ich vom Blatt spielen.“) Auch die Ausreden (Meyer I: „Ich habe meinen Bogen vergessen. Darauf Mayer II: „Nehmen Sie meinen, ich habe zwei.“) oder der Arm in der Schlinge sind vergebliche Liebesmüh‘.

Mit ausdrucksstarker Mimik bestechen Thomas Feichtner als Meyer I und Andreas Feichtner als Mayer II. Dass Georg Kofler als Professor Dorn die Hausherrin Bella anhimmelt, weiß man schon beim ersten Satz („Mein Kohlweisling“) und dass Diplomingenieur Müller (Thomas Landinger) die Tochter des Hausherrn (Veronika Kunsler) liebt, macht die Sache nicht einfacher. Dazwischen soll es das Hausmädchen Tini (Claudia Schlemer) allen recht machen. Das Quartett gerät in arge Bedrängnis, als die Stunde der Wahrheit naht, aber ob es zum vollendeten Kunstgenuss im Hause Schwarz und damit zum vielversprechenden Geschäftsabschluss kommt?

Kein Auge
bleibt trocken

Das sei hier nicht verraten, nur soviel: Es bleibt kein Auge trocken. Ein hervorragend inszeniertes Pointenfeuerwerk, zu dem nicht nur die Schauspieler, sondern auch die vielen Helfer hinter der Bühne beitragen. Ein wahrlich gelungener Festabend der Laienbühne, die schon eingangs Raimund Feichtner, seines Zeichens Erster Vorsitzender der Laienbühne, mit den Worten gewürdigt hatte: „Seit 43 Jahren wird in Rimsting innovatives, frisches Theater gespielt…“ und obwohl „…schon zwei bis dreimal für den Kulturpreis des Landkreises Rosenheim vorgeschlagen“, hätten „Ignoranz, Gleichgültigkeit und fehlende politische Unterstützung“ das bis zum heutigen Tag verhindert. Der Hieb saß, das Publikum quittierte die Bemerkung mit lautem Applaus.

Da verfehlte die zum zweiten Mal verliehene Auszeichnung für das großartige kulturelle und künstlerische Wirken in Form des Kulturförderpreises der Laienbühne Rimsting an die Laienbühne Rimsting nicht ihre Wirkung: Tosender Applaus, Standing Ovations und Chapeau für „des z’guat“ sein.

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