Prien – Ein Beethoven-Sonatenabend im Saal der Christuskirche in Prien: Man könnte auch sagen, da prallen Welten aufeinander. Und doch waren es gerade die Nüchternheit des Raumes und das Klavier, die den zahlreich erschienenen Zuhören den Zauber, die Intensität, die den Klaviersonaten Ludwigs van Beethovens innewohnt, noch näher brachten. Noch dazu spielte Elena Badlo mit dem Rücken zum Publikum, sodass man sich voll auf die Klangwelten Beethovens einlassen konnte. Die „Pathétique“, Opus 13, in c-Moll, schrieb Ludwig van Beethoven 1798 in Wien, mit Ende zwanzig also, als noch keines der späteren Hauptwerke existierte. Ein Werk, das heftigste Affekte auslebt, die aber beherrscht werden wollen. Und genau diese Kunst zeigte Elena Badlo. Die Akkordlandschaften im Grave-Satz nahm sie elegant, das stürmisch-schnelle Allegro blieb immer transparent und dennoch affektvoll. Inniglich, beinahe singend kostete sie das melancholische Adagio im polyphonen Muster aus, ehe sie im Rondo genussvoll das c-Moll-Seitenthema des ersten Satzes wieder aufblitzen ließ, die musikalischen Linien genauestens durchmaß und in raschem Tempo viele feine dynamische Nuancen von pp bis ff ausleuchtete. Ganz anders dagegen wirkt die Grande Sonate Pastorale, op. 28, in D-Dur, die Beethoven 1801 komponierte, und in der sich volkstümliche, ländliche Klänge finden. Aus dem pulsierenden Orgelpunkt entwickeln sich einfache Melodie-Bögen, die eine helle, freundliche Klanglandschaft schaffen. Träumerisch-wiegend, in eine solche Klanglandschaft ließ man sich gerne fallen. Den zweiten Andante-Satz gestaltete Elena Badlo nicht minder farbintensiv: Unbarmherzig pochten da Akkorde, da wirbelten die Finger über die Tasten. Das Scherzo nahm Elena Badlo auch als Scherzo und als Auftakt für das Rondo. Ein „Allegro, ma non troppo,“ das alle Aufmerksamkeit fordert, denn die spieltechnischen Anforderungen sind enorm.
Großartig, wie Elena Badlo die Strukturen der (leider viel zu selten aufgeführten) Sonate transparent machte. Als Zugabe gab es den ersten Satz aus der Mondschein-Sonate, op. 14. Ein Klassiker, den die Pianistin so magisch ausleuchtete, dass hier keine Kitschgefahr bestand. Ganz diskret bleiben die Tempostauungen, mit denen sie im ersten Satz die Begleittriolen bisweilen aufspannte. Eine zweite Zugabe hatte Elena Badlo auch noch im Gepäck, den zweiten Satz aus der 20. Sonate. Erneut ein Klassiker, den Elena Badlo glasklar und gerade deshalb so ergreifend im „Tempo die Menuetto“ zu spielen verstand. Elisabeth Kirchner