Wasserburg – Grandiose Unterhaltung mit viel Witz und Lachern am Rande der Überdosierung wurde beim Montagsbrettl in der Staudhamer Landwirtschaft geboten.
Michael Altinger und seine Gäste Claudia Pichler, Constanze Lindner und Stefan Danziger brachten die Highlights ihrer aktuellen Kabarettprogramme auf die Bühne. Ein Thema beschäftigt Michael Altinger in diesen verrückten Zeiten ganz besonders, nämlich Verantwortungs-Outsourcing. Der Brettl-Moderator zeigte auf, wie sich eigene Verfehlungen am besten auf andere schieben lassen, sei es nun die Cum-Ex-Affäre zum Aktienhandel um Olaf Scholz oder auch Galeria-Kaufhof-Crash.
Millionen für
„Der Schmarrn“?
Für den österreichischen Multi-Milliardär René Benko sei es schon Routine, sich auch den zweiten Kaufhausbankrott auf Kosten der Steuerzahler versilbern zu lassen. Ach ja, auch der bayerische Ministerpräsident wurde nicht geschont. Ob es allerdings stimmt, dass Markus Söder für viele Millionen die bayerische Variante von „Der Schwarm“, nämlich „Der Schmarrn“, verfilmen lässt, konnte bislang nicht bestätigt werden. Der Inhalt des von Söder angeblich geplanten Mehrteilers klingt aber spannend, wenn eine Art von „Grüner Intelligenz“, die aus der fränkischen Seenplatte aufsteigt, an sich harmlose Speisefische zu Killerkarpfen mutieren lässt. In Aubing zählt man Bairisch zu den toten Sprachen, weiß Claudia Pichler, die im Münchner Westen auch aufgewachsen ist.
Die promovierte Germanistin muss es wissen. Ihre Dissertation über „Fremdheit bei Gerhard Polt“ wurde mit Lob förmlich überschüttet. In Staudham stellte Claudia Pichler höchst vergnüglich ihre Kompetenz zu Gender-Fragen aller Art unter Beweis. Würden alle Menschen bairisch reden, wäre das Gendern ohnehin überflüssig. Denn die sächliche Form ist in Bayern gendergerecht ohnehin längst Usus: „Des Mensch“ und „es Deppen“ seien beste Beispiele dafür. Die Korruption sei ohnehin längst weiblich, wie die Maskenaffäre der Politikertöchter aus den Häusern Strauß und Tandler zeigt. Energiegeladen und ebenso herzerfrischend wirbelte anschließend Constanze Lindner über die Bühne, oder eigentlich vielmehr durch den ganzen Saal. Die Wahrscheinlichkeit, dabei von dieser sympathischen Ulknudel geküsst zu werden, war durchaus sehr hoch, also ein maximales Kontrastprogramm nach gut zwei Jahren verordnetem Hygieneabstand. Constanze Lindner sprühte aber nicht nur vor Charme und Lebensfreude. Hinter der vordergründig gefühlten Comedy verbarg sich ein überaus feinsinniger Humor mit Tiefgang. Lindner brachte unter anderem kuriose Alltagssituationen zum Thema „Fitness und Figur“ auf den Punkt mit dem Gefühl: Ja, so ist es mir selbst schon mal ergangen.
Verbindung von
Fakten und Fiktion
Auch hinter Stand-up-Comedian Stefan Danziger steckte wesentlich mehr als nur Klamauk. Sein Themenschatz war ebenso so umfangreich wie lebensnah: Erziehung, Depression und Partnerschaft, aber auch die überhitzte Diskussion zu Cancel Culture und Political Correctness. Dabei gelang Stefan Danziger meisterhaft die Verbindung von Fakten und Fiktion, von Comedy und Kabarett. Seine große Stärke war der Wortwitz mit einer Art von Schnoddrigkeit, wie man sich in Bayern die typische „Berliner Schnauze“ vorstellt: schlagfertig, direkt und mit Haaren auf den Zähnen.