Konträres Gedankengut und unterschiedliche Darstellungsweisen

von Redaktion

Digital-Künstler Richard Lindl und Bildhauer Michael Königer stellen gemeinsam beim Kunstverein Bad Aibling aus

Bad Aibling – Eine bemerkenswerte Ausstellung, die es wagt, konträres Gedankengut und unterschiedliche Darstellungsweisen auf kleinem Raum zu vereinen, zeigt die Galerie im Alten Feuerwehrgerätehaus. Beschäftigt sich der Bildhauer Michael Königer aus der Oberpfalz bereits seit Langem mit dem Themenkreis „Vergänglichkeit und Tod“, so feiert der Aiblinger Richard Lindl in farbenfrohen Abbildungen das Leben.

Schon im 14. Jahrhundert entstanden die ersten Reliefs und Zeichnungen des „Totentanzes“, die mahnend in Erinnerung rufen sollten, dass der unausweichliche Tod das gesamte Leben bestimmt. Gerne haben die Menschen den Gedanken daran verdrängt, Königer jedoch hält für sich selbst und den Galerie-Besucher keine andere Option bereit. Sein künstlerisches Werk besteht aus menschlichen Schädeln, aus Skelett-Fragmenten und Tierkadavern. Alle diese Schrecknisse wurden mit großer Präzision aus verschiedenen Gesteinsarten herausgearbeitet: Dolomit, Granit, Muschelkalk und Marmor sind seine bevorzugten Werkstoffe. Was diesen Bildnissen ihren Schrecken nimmt: Der Künstler sinnt über immer neue Attribute nach, die er seinen Werkstücken beifügt. So steht etwa die kunstvoll gebogene Wirbelsäule aus Marchinger Stein auf vier stählernen Rädern, und einem Raubtierschädel aus Muschelkalk werden drei Zahnräder eingefügt, die einen möglichen Bewegungsablauf vortäuschen. Ein Schädel aus weißem Marmor bildet in einem Geflecht von Stegen gleichen Materials den Mittelpunkt. Der Titel „Er ist perfekt vernetzt“ ist eine „perfekte“ Beschreibung mit dem Vokabular unserer heutigen Zeit. Aber auch wenn er seine Objekte mit makabrem Humor verbrämt: Es ist dem Künstler ernst mit dem Tod.

Richard Lindl, in Bad Aibling bekannt als Theaterregisseur, hat mit einem Computer seine zeichnerischen Ambitionen verwirklichen können. Was mit Pinsel und Stiften nicht zu seiner Zufriedenheit gelang, konnte er seit 1996 computertechnisch umsetzen. Mit Bildbearbeitungsprogrammen baut er Pixel um Pixel seine Bilder auf. Jedes Bild beginnt mit einer geschwärzten Bildfläche, auf der die Motive ihren Platz finden. Ähnlich wie bei einem Mosaik werden kleine Stücke einzeln platziert und zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Begann die Pixel Art in den frühen 80er-Jahren mit reiner Schwarzweiß-Grafik und treppenartigen Linien, haben sich durch Verbesserung der Grafikprogramme die Ausdrucksmöglichkeiten vervielfältigt. Richard Lindl nutzt die grafischen Werkzeuge zu seiner Gestaltung einer farbenfrohen Welt.

Mehrfach tauchen unbekümmert lachende Gesichter auf, eine wasserspeiende Maske zeigt sich in einem kunstvoll verlaufenden Farbmuster – das Wasser in lichtverströmendem Glanz, einschließlich eines leuchtenden Wassertropfens im linken Auge. Ein betont idyllisches Bild – weißblauer Himmel, blauer See mit Segelschiff, umgeben von grünen Hügeln – vermittelt beabsichtigtes Unbehagen durch das im Vordergrund angebrachte Schild „Baden verboten, Lebensgefahr“. Und dann ein immer wieder auftauchendes Motiv Lindls: zwei schwarze Figuren auf einer grünen, unwirklich beleuchteten Rampe, beide isoliert, weit voneinander entfernt. Unklar bleibt das Woher und Wohin.

Die Ausstellung dauert bis zum 9. April im Kunstverein Bad Aibling, Galerie im Alten Feuerwehrgerätehaus, Irlachstraße 5, Bad Aibling. Kontakt und weitere Informationen unter Telefon (nur zu den Öffnungszeiten) 08061/938052 oder per E-Mail kontakt@kunstverein-bad-aibling.de. Geöffnet ist die Galerie Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. ute bößwetter

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