Kulturtage mit Salutschüssen eröffnet

von Redaktion

Auftaktveranstaltung mit Uraufführung und Schifferschützen im Kulturforum

Traunstein – Über Jahrhunderte hinweg war Salz einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der heutigen Region Südostbayern. Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen unter dem Motto „SALZ REICH“ werden die Chiemgauer Kulturtage in diesem und im nächsten Jahre deshalb das Thema Salz aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Einen Vorgeschmack gab bereits der Eröffnungsabend im Kulturforum Klosterkirche in Traunstein.

Mit einem Salutschuss wie ein Donnerhall eröffnete das historische Schifferschützen-Corps aus Oberndorf das Programm. Nach der Begrüßung durch Komponist Patrick Pföß verwies die stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber auf die lebenswichtige Funktion des Salzes und die prägende Wirkung des „weißen Goldes“ für die Region.

Weltkulturerbe
der UNESCO

Über zwei Jahre hinweg und in neuem Format soll die Veranstaltungsreihe des Landkreises Kulturschaffenden „eine Bühne geben, um die Vielfalt des Themas Salz deutlich zu machen“. Besonderer Dank komme als treibende Kräfte und Organisatoren Dr. Birgit Löffler, Leiterin des Kulturreferats im Landratsamt, und ihrem Stellvertreter Stephan Hüfner zu. Traunsteins stellvertretende Oberbürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner erinnerte an die enge Verknüpfung der Geschichte Traunsteins mit dem Salz, an die nicht zuletzt die Feierlichkeiten zum 400. Jubiläum der Saline 2019 erinnert haben. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Führungen hielten die Tradition lebendig.

Dieses Anliegen verfolgen auch die Chiemgauer Kulturtage mit dem Ziel, die Anerkennung der „Alpinen Salzregion Südostbayern-Salzburg“ als Weltkulturerbe der UNESCO zu erhalten.

Markus Gromes, Kreisvolksmusikpfleger und Musikschulleiter in Inzell, begleitete die Zuhörer sowohl als Ziachspieler wie auch als versierter Moderator auf einer volksmusikalischen Salz-Reise durch die Region. Zusammen mit dem Zwoaländertrio der Geschwister Franziska und Regina Kolb mit Christina Rothmayer an Bass, Harfe und Geige sowie dem Abstreiter Dreigsang mit der Familie von Bettina und Klaus Abstreiter mit Tochter Lena Mayer spielte er frisch auf. So wurden in Gstanzln, Polka, Boarischer oder Walzer die Samerzüge, gefährliche Salztransporte auf der Salzach, der Soleleitungsbau der Holzknechte oder die Arbeit im Salzstollen lebendig.

An die bis ins Jahr 1278 zurückreichende Tradition des Schifferschützen-Corps Oberndorf erinnerte deren Kommandant Rainer Kees in seinem geschichtlichen Rückblick. Die Schiffergarde wurde zum Schutz der wertvollen Fracht auf Plätten vor räuberischen und kriegerischen Überfällen eingesetzt. Kees rief die Teilnahme des Korps in der Schlacht von Mühldorf 1322 oder als Verteidigungsgarde des Erzbischofs Graf Paris von Lodron im 17. Jahrhundert in Erinnerung.

Nach dem letzten Salztransport auf der Salzach 1866 wurde der Verein Schritt für Schritt zu einem bedeutenden Akteur gesellschaftlicher und kirchlicher Traditionen in Oberndorf. Etwa bei den Feierlichkeiten zur jährlichen Stille-Nacht-Gedenkfeier, beim „Himmelbrotschutzen“ der Fronleichnamsprozession, beim Schifferstechen, dem Brauch des Wurstspringes oder dem Bürgermeisterstechen. Am 13. August soll es wieder eine historische Piratenschlacht geben, informierte Kees.

Einen Höhepunkt der Veranstaltung setzte Komponist Patrick Pföß mit der Uraufführung seines Werks „OPFERN“. Wie er in seiner Einleitung erklärte, entstammt er selbst einer von vier Familien von Schiffsmeistern, die vom 13. Jahrhundert bis 1810 das Privileg des Salztransports über die Salzach bis nach Budapest innehatten. Nach Verlust des Privilegs gliederten sich die Familien den Schifferschützen ein. Bei der intensiven Beschäftigung mit der Schifffahrtstradition sei ihm die Idee zur Vertonung von zwei besonderen Bräuchen im Rahmen der Kulturtage gekommen. Recht makaber war die Sitte, den ersten Salzschiffer, der in einer neuen Saison über Bord ging, als Opfer an den Fluss ertrinken zu lassen und nur dessen Hut zu retten. Beim zweiten Brauch, der bis heute an Fronleichnam gefeiert wird, halten auf einer nachgebauten Salzzille vier zwölfjährige Burschen ein rotes Tuch, auf dem ein grüner Kranz mit vier Hostien liegt.

In der Flussmitte bringt der Steuermann das Schiff ins Schaukeln, sodass der Kranz mit den Hostien ins Wasser fällt. So sollen auch die Ertrunkenen an der himmlischen Speise teilhaben.

Kantatenähnliches Werk

In seinem zweiteiligen, kantatenähnlichen Werk erweckte Pföß das dramatische Geschehen eindringlich und mit lautmalerischem Können zum Leben. Eine Besprechung erfolgt in einem eigenen Bericht.

Im Neue Musik Ensemble musizierten dabei – ergänzt durch Michael Gallinger als Sprecher – Christine Mittermair (Alt), Alice Guinet (Flöte), Karin Ulsamer-Nagel (Bassklarinette), Bernhard Sowa-Würtl (Trompete), Balint Garaczi (Baritonhorn), Anno Kesting (Schlagwerk), Johann Niedermaier (Harfe), Constanze Germann-Bauer (Violine) und Nele Weißmann (Kontrabass).

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