Dramatische Melodiebögen und kreative Unruhe

von Redaktion

Die beiden Jazz-Musiker Mulo Francel und Leo Betzl veröffentlichen starke Alben

Er ist erst Anfang dreißig, hat aber schon viel spannende Bühnen- und Studioerfahrung gesammelt: Sebastian Wolfsgruber aus Großkarolinenfeld. Mit 14 hatte er angefangen, Schlagzeug zu spielen, dann studierte er an der Hochschule für Musik in München. Ebenfalls aus Großkaro stammt der Pianist Leo Betzl – zusammen mit Maximilian Hirning bilden sie „LBT“, eine der angesagten Formationen im Jazz, sie erhielten den „BMW Welt Jazz Award“ und den Nachwuchs-Jazzpreis der Burghausener Jazzwoche. Vor kurzem nahm das Trio das neue Album „Abstrakt“ auf, in einem Studio des Bayerischen Rundfunks und mit Publikum für die Live-Atmosphäre. Die überregionale Fachpresse lobte die neue CD bereits, man kann sich nur anschließen.

Feine und dezent untertourige Pianoklänge eröffnen den Reigen, dazu begleitet Wolfsgruber akzentuiert mit Tabla-ähnlichem Sound. Das Ganze ist steigernd aufgebaut, es gibt dramatische Melodiebögen und kreative Unruhe zu hören, ebenso den einen oder anderen Temperamentsausbruch am Drumset. Aufs Ende hin brandet die Dramaturgie des Konzerts mächtig auf und entfesselt eine grandiose Wucht – starkes Album.

Auch Mulo Francel „lieh“ sich inzwischen Sebastian Wolfsgruber für ein Livekonzert in Bad Aibling aus und engagierte ihn zusätzlich für seine neue CD mit dem Titel „The Melody Sax“.

Francel schildert im Booklet die Geschichte eines seiner Lieblingsinstrumente: er hatte 1994 das in den 20er-Jahren populäre Saxofon auf einem New Yorker Flohmarkt erstanden für 125 Dollar, ließ es restaurieren und spielt es heute noch. Verbunden damit ist die Geschichte seiner Urgroßeltern, die damals in die Staaten ausgewandert waren.

Viele wunderbare nostalgische Stücke birgt das Album, darunter ein Thema aus Charlie Chaplins „Goldrausch“, „Body and Soul“ und „The Man I love“. „Out of nowhere“ nahm Francel mit Quadro Nuevo anlässlich der Vulkanausstellung im Lokschuppen auf Island auf, an den Hängen des aktiven Vulkans Meradalir, wo auch ein Musikvideo entstand. Bei der CD wirkten freilich Didi Lowka (Bass) und Andreas Hinterseher (Bandoneon und Trompete) von Quadro Nuevo mit, dazu gesellten sich der erwähnte Großkarolinenfelder Drummer und Philipp Schiepek an der Gitarre. Auf heiße Rhythmen darf man sich bereits freuen.

Andreas Friedrich

Artikel 9 von 9