Rosenheim – Die Räume der CSU-Geschäftsstelle im Wasserkraftwerk sind hoch, weiß und leer. Die könnte man doch mit Bildern vollhängen, meinte der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner, und in die Politik ein bisschen Farbe bringen. Das hätte Annette Werndl getan – doch dann kam Corona. Deswegen kann die Ausstellung erst jetzt, nach drei Jahren Verspätung, gezeigt werden. Sie trägt den Titel „Ein malerischer Streifzug durch New York“. Die Eröffnung ist am Donnerstag, 27. April um 18 Uhr im Wasserkraftwerk, Klepperstraße 19. Die Begrüßung erfolgt durch Klaus Stöttner, Laudationes halten Maximilian Werndl, der Sohn der Malerin, und Werner Maier.
Vom Inn
an den Hudson
Die Bilder werden bis Mitte August hängen, dann gibt es noch eine Finissage.
Annette Werndl hat von der „Eileen Kaminsky Foundation“ ein Stipendium in New York bekommen, wo sie drei Monate gemalt hat. Nach der Ausstellung in Rosenheim wird sie ihre Bilder in zwei Galerien in New York zeigen. Außerdem bekommt sie dort ein Atelier gestellt: vom Inn an den Hudson und zurück.
Annette Werndl hat die Kunstakademie in Kolbermoor aufgebaut, die jetzt ihre Tochter Anna Eisner leitet. Aber Werndl war nicht immer schon Malerin. Geboren ist sie im niederbayerischen Ruhmannsfelden, hat dann in Rosenheim Innenarchitektur studiert und diese 30 Jahre lang ausgeübt, hat geheiratet, drei Kinder großgezogen, ist geschieden und wohnt jetzt in Thansau, wo sie auch ihr helles großes Atelier hat. Mit sieben Jahren hat sie schon Postkartenmotive abgemalt, die ihr Vater in seinem Möbelgeschäft verkauft hat. Ihr Professor im Fach „Freies Gestalten“ an der TH Rosenheim nahm ihr das Versprechen ab, nie mit dem Malen aufzuhören. Das Versprechen konnte sie berufs- und familienbedingt nur wenig halten. Mit 50 Jahren hat sie sich entschlossen, noch einmal zu studieren. Beim „Malerfürsten“ Markus Lüpertz in Reichenhall hat sie einen zweijährigen Studiengang belegt. „Ich habe sehr figürlich angefangen“, erzählt Annette Werndl, „ich habe Affen und Akte gemalt.“ Dann hat sie den „Farbpapst“ Jerry Zeniuk, ehemals Professor an der Münchner Kunst-Akademie, kennengelernt. „Diese Farbmalerei hat mich einfach gepackt“, sagt sie, noch heute begeistert. Drei Jahre hat sie mit Zeniuk gearbeitet. Noch mehr befreit habe sie Hermann Nitsch, der österreichische Aktionskünstler, der für seine „Schüttbilder“ berühmt ist: „Der hat uns wirklich geschoben und geschubst, da hat man mit dem Körper gemalt. Teilweise haben wir uns auf dem Boden in der Farbe gewälzt.“, erinnert sich Werndl.
„Mit Farbe kann man genau so einen Raum bauen wie mit Perspektive“, habe Zeniuk behauptet. Die richtigen Farben aneinanderzusetzen gebe die Tiefe eines Bildes. Überlegt Annette Werndl vorher, welche Farben wie verwendet werden? „Bei meiner Malerei ist es anders, ich male sehr schnell und sehr gestisch und sehr aus dem Bauch heraus. Da denke ich überhaupt nicht nach, was nehme ich für eine Farbe.“ Dann setzt sie sich vor das Bild und schaut, was gut ist oder nicht, ob sie sie abkratzen oder übermalen muss. Mit welcher Farbe fängt sie normalerweise an? Mit keiner bestimmten, sagt sie, aber immer mit hellen Farben. Wann ist ein Bild fertig? Eine schwierige Frage, sagt Annette Werndl. Früher habe sie ein Bild auch mal „kaputtgemalt“, jetzt könne sie sich besser beherrschen, jetzt stelle sie ein Bild zurück und beginne ein neues.
Ausstellung
in Venedig
Je länger sie dann ein Bild anschaue, desto lieber gewinne sie es und mache nichts mehr daran. Ihre großen Bilder verkaufen sich gut. Im Juli 2022 hat sie ihre Bilder im Palazzo Bembo in Venedig ausgestellt.
Der renommierte Hirmer-Verlag hat jüngst einen üppigen Bildband über Annette Werndl herausgebracht mit dem Titel „Color Is My Music“. Dazu sagt die Malerin mit einem Zitat von Jerry Zeniuc: „Farbe ist der direkte Weg zum Herzen“. Das Buch kostet normalerweise 39,90 Euro, kann in der Ausstellungseröffnung aber für 25 Euro gekauft werden.