Rosenheim – Zum Bersten gefüllt mit enthusiastischen Zuhörern war der Jazz-Club Le Pirate, als das Trio „Die Abenteurer“ dort einen außergewöhnlichen Abend gestaltete. Da die drei Bläser im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Le Pirate die Reminiszenz-Konzerte einleiteten, traten sie unter ihrem früheren Namen „Trio Blasirello“ auf, unter dem sie vor rund 20 Jahren im Le Pirate konzertierten. Dabei agierten drei erfahrene Virtuosen auf ihren Instrumenten: Philipp Sterzer an der Querflöte, Mulo Francel an den Saxofonen und an der Klarinette und Andreas Binder am Waldhorn.
Das vielseitige Programm, durch das die Musiker abwechselnd mit humorvollen Anekdoten und Hintergrundinformationen führten, geriet zu einer musikalischen Weltreise mit Elementen des Jazz und der Folklore. So begannen die Drei mit Juan Tizols und Duke Ellingtons orientalisch anmutender Komposition „Caravan“. Auf der Basis eines Horn-Ostinatos modellierte Francel am Sopransaxofon klezmerartig das Thema, umrankt von der wendigen Querflöte Sterzers. Gleich anschließend würdigte man Ellington mit Stevie Wonders „Sir Duke“ aus dem Jahre 1976, wobei besonders der boppige Bläserriff beeindruckte, der schon in der Originalfassung enthalten ist. Ebenfalls aus den 70er-Jahren war der Gloria-Gaynor-Hit „I Will Survive“, energetisch arrangiert und temperamentvoll gestaltet.
Mit zwei Stücken von Antonio Carlos Jobim ging’s nach Brasilien: Das besinnliche „Luiza“ wurde zum Geburtstagsständchen für eine Dame im Publikum, und mit „É Luxo Só“, einem Bossa, zeigten die Bläser ihr solistisches Können im Latin-Jazz-Stil. Dass das Trio eine Vorliebe für die italienische Kultur beziehungsweise den italienischen Lebensstil hat, demonstrierte es mit einer herzerweichend interpretierten Serenade sowie einer dreiteiligen Suite, die einen Bummel durch Rom („Una Passeggiata a Roma“) in barocker Stilistik enthielt, bei der besonders Andreas Binder am Horn hervortrat. Der temperamentvolle dritte Teil war dann der sizilianischen Küstenstadt „Cevalú“ gewidmet.
Einen aktuellen Bezug hatten zwei zu einer Suite zusammengefasste Themen, die sich musikalisch mit der kürzlich vom Erdbeben geplagten Stadt Antakya, dem antiken Antiochia, ganz im Süden der Türkei, beschäftigten und in einen marschartigen Tanz mit orientalischer Melodik mündeten. Ebenso orientalisch anmutend war die virtuose Gestaltung von „Miserlou“, eines traditionellen griechischen Tanzlieds, bei dem es den Musikern gelang, eine mystisch-meditative Atmosphäre zu erzeugen, unter anderem dadurch, dass sie, wie auch bei manch anderen Stücken, besonders tief klingende Instrumente wie eine Bassquerflöte und eine Kontrabassklarinette einsetzten.
Bei allen Stücken, seien es Eigenkompositionen wie Philipp Sterzers „Die Abenteurer“ oder Jazzstandards wie Dave Brubecks „Take Five“ konnten die Zuhörer das präzise aufeinander abgestimmte Zusammenspiel in außergewöhnlichen Arrangements und auch die virtuosen Soloimprovisationen bewundern. So ließ man das Trio erst nach zwei heiß erklatschten Zugaben von der Bühne .richard prechtl