Verbeugung vor zu Unrecht selten gespielten Werken

von Redaktion

„Ensemble mosaïque“ mit Stücken von Mozart, Ries und Debussy bei der Matinée im Künstlerhof

Rosenheim – „Hommage“ – so lautete der Titel des schlüssig konzipierten Konzerts mit dem das „Ensemble mosaïque“ im voll besetzten Hans-Fischer-Saal die diesjährige Reihe der Matinéen im Künstlerhof beschloss. Alice Guinet (Flöte), Barbara Pöschl-Edrich (Harfe), Maria Andersohn (Violine), Miriam Peter (Viola) und Michael Weiß (Cello) stellten ihr aktuelles Programm interessant und unterhaltsam moderiert vor, sowohl als eine Huldigung der Komponisten an ihre Vorbilder oder ihre Zeit, als auch eine Verbeugung der Musiker vor den zu Unrecht selten gespielten Werke.

In Mozarts Adagio und Rondo für eine Glasharmonika, seinem letztem Kammermusikwerk aus dem Todesjahr 1791, spielte die Harfenistin, stellvertretend für die nur noch selten zu hörende Glasharmonika, stilsicher dialogisierend mit den übrigen Instrumenten. Mit wunderschön rundem und warmen Ton beantwortete die Flöte kongenial ihr Spiel. E.T.A Hoffmann, durch und durch Romantiker, der seinen ursprünglich dritten Vornamen Wilhelm in Bewunderung für Mozart in Amadeus abänderte, schätzte besonders den romantisch anmutenden Klang der Harfe und schöpfte all ihre Möglichkeiten aus. Barbara Pöschl-Edrich meisterte die Herausforderung mit Bravour – farbenreich, mal solistisch hervortretend, mal kammermusikalisch mit dem strukturgebenden Ensemble verschmelzend. Im schwungvollen, dynamisch musizierten dritten Satz geisterte das markante B-A-C-H-Motiv durch alle Stimmen und setzte eine enorme Dynamik frei.

Ferdinand Ries, der Schöpfer des schillernden Flötenquartetts in A-Dur, stellte sein Wirken stets in den Dienst seines Lehrers und Freundes Beethoven. Er war es auch, der das noch heute in Bonn zu bestaunende Beethoven-Denkmal initiierte. Im Programm der Matinée wurde nun ihm, dem als Komponist beinahe Vergessenen, ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt. Neben den mit Leichtigkeit perlenden Läufen der Flöte ließ vor allem das Cello aufhören: mal duftig begleitend, dann wieder sonor singend, rhythmisch markante Akzente setzend oder auch mit wogenden Akkordzerlegungen unterstützend. Besonders bezaubernd mutete die graziös verführerische Flöte im Scherzo an, mit tänzerischer Leichtigkeit vom übrigen Ensemble accompagniert. Debussys „Petite Suite“, verschmitzt eingeführt vom Cellisten Michael Weiß, entführte unterhaltsam und beglückend in die „Belle Epoque“, zu einem sommerlichen Ausflug an die Ufer der Seine mit ihren Ruderbooten. Monet und Renoir fangen das bunte Treiben in ihren Bildern ein. Der Tag endet mit einem Ballett in einem der berüchtigten Lokale des Montmartre, in denen sich Debussy und Toulouse-Lautrec gerne aufhielten, mit Cancan und Walzer. Die übrigen Musikerinnen ließen sich von der fantasievollen, musikwissenschaftlich nicht ganz über Zweifel erhabenen, augenzwinkernden Einführung des Kollegen inspirieren und beglückten die Zuhörer mit überbordender Spielfreude, wechselweise sattem Orchesterklang und intimer Kammermusikatmosphäre.

Das begeisterte Publikum wurde mit einem charmanten Larghetto aus der Feder von Johann Georg Albrechtsberger, der wiederum Lehrer von Franz Xaver Mozart, Beethoven und Ferdinand Ries war, in den Sonntag verabschiedet. Eva Krikkay

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