Unzählige Punkte vereinigen sich

von Redaktion

Paul Mooney zeigt Aquarell-Bilder in der Villa Maria in Bad Aibling

Bad Aibling – Linie und Farbe sind die beiden malerischen Elemente, mit denen Paul Mooney seine Bilder komponiert. Absichtlich wählt er diese strenge Begrenzung, erzielt damit jedoch einen verblüffend großen Variantenreichtum. Von Bild zu Bild begegnen dem Betrachter neue Konstruktionen linearer Darstellungen, Bilder, die zu vibrieren scheinen und die Seele zum Schwingen bringen. Was aber als Exempel absoluter Leichtigkeit erscheint, ist mit intensiver Arbeit des Malers verbunden.

Anregungen zu seinen Bildern fallen ihm beim Aufenthalt in der Natur ins Auge, aber auch bei der Lektüre von Zeitungen und Journalen.

Skizze
mit Bleistift

Eine Form prägt sich ihm ein, lässt ihn nicht mehr los, bis er sie als Basis für ein Bild zunächst einmal mit Bleistift skizziert. Schritt für Schritt entsteht eine vage Vorstellung zu einem Bild, für das die ideale Zusammenstellung von Farbe und Form lange überdacht wird. Starkes Büttenpapier, das Mooney flach auf seinem Arbeitstisch ausbreitet, ist sein Malgrund. Hierauf überträgt er – abermals mit Bleistift – die Linien, die er von seinen Skizzen übernimmt. Und nun beginnt ein langwieriger Arbeitsprozess. Denn sein Malmittel ist Aquarellfarbe, die er in ungewöhnlicher Weise verwendet. Nicht die fließende Eigenschaft, die zu zarten, durchscheinenden Ergebnissen führt, macht er sich zunutze.

Nein, durch ständiges Trocknen einer Farbschicht und dann wieder neues Auftragen einer weiteren Farbe erzielt er klare Konturen seiner linearen Gebäude. Immer wieder – bis zu sechsmal – trägt der Künstler Schichten verwandter Farbtöne übereinander auf. Das Ergebnis sind zarte, nuancierte Linien, die immer auch einen Blick auf die darunterliegende Farbschicht erahnen lassen. Ist die Besonderheit im Umgang mit der Farbe ein Bestandteil von Mooneys Arbeiten, so ist die Beschränkung auf das Element „Linie“ der zweite. Tatsächlich gelingt es dem aus Dublin stammenden irischen Künstler, der auf dem Weg über Berlin seit 2003 in Wasserburg seine Heimat gefunden hat, eine ganze Ausstellung mit „Linienbildern“ zu gestalten, und das überzeugend. Manchmal erstrecken sich die parallel untereinander gemalten Linien über die ganze Breite des Bildes, haben aber irgendwo in ihrem Verlauf einen unerwarteten Knick, der dann mit dem Titel „knee“ (Knie) erläutert wird. Auch quadratische Aufteilungen, einer Patchworkdecke gleich, erlaubt sich Mooney: hier wechseln Felder mit senkrechten und solche mit horizontalen Linien. Überraschend kühne Wellen schlägt ein Bild in Gelbgrün, und in einer „Studie“ schweben innerhalb der Linien Kreise, die – nun doch – durch Verlaufenlassen der Aquarellfarben entstanden sind.

Die Arbeit „Chimney Sweeper“ entstand nach einem Blick auf einen Berg übereinander gehäufter Besen. Zwar sind die Besen im fertigen Werk nicht mehr zu erkennen, wohl aber lassen die gegeneinander und übereinander gestellten kurzen Linien einen Gedanken an Borsten zu.

Ungeahnte Möglichkeiten

Mooney zeigt ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten in seinen Werken auf, große Lebendigkeit ist allen gemeinsam.

Ein Ausspruch von Paul Klee kommt in den Sinn: „Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht“. In Mooneys Bildern gehen unzählige Punkte spazieren und vereinigen sich zu dynamischen Kompositionen.

Wann und wo?

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