Brennvorgang als bestimmender Teil der künstlerischen Arbeit

von Redaktion

Neue Ausstellung im Atelierfenster von Carsten Lewerentz – Keramiken von Nikolaus Steindlmüller zu sehen

Staudach-Egerndach – Ab sofort bis Mitte Juni zeigt das Atelierfenster in Staudach-Egerndach eine kleine Übersicht einer ganz besonderen Art von Keramik: „Nikolaus Steindlmüller – Keramik“.

Es sind die Ergebnisse eines unermüdlichen Handwerkers, Künstlers und Wissenschaftlers. Im Brotberuf bis heute erfolgreicher Jurist, beschäftigte sich Nikolaus Steindlmüller schon in seiner Jugend intensiv mit Keramik. Nach dem Abitur in Prien und Studium in München bildete er sich an der Akademie der Bildenden Künste in München und 1976 an der Akademie in Istanbul fort. Studienreisen führten ihn 1983 nach Korea und China, USA, Iran und Afghanistan. Angetan haben es ihm besonders die gebrannte, oft Natur belassene Tonerde und der Umgang damit. Die haben zu seinem eigenen unverwechselbaren Stil geführt, wovon ein kleiner Teil jetzt im Atelierfenster von Carsten Lewerentz zu sehen ist. Vor allem in Japan faszinierte Steindlmüller die alte Technik, in holzbefeuerten Öfen zu brennen, die seinen eigenen Stil prägte.

1984 baute er selbst einen Ofen dieses Typs Bizen-Anagama in Prien. Anagama ist die Bezeichnung für einen japanischen Holzbrennofen, der kontinuierlich über mehrere Tage mit Holz befeuert wird, bis Temperaturen von über 1200 Grad entstehen, in der die Keramiken gebrannt werden. Glasuren werden nicht verwendet, sondern die Stücke lediglich den Flammen, Rauch, Glut und Flugasche ausgesetzt, bis rote, graue, teils blauviolette Färbungen entstehen. „Das Holzfeuer ist wie eine Luft, die um das Keramikstück weht oder fließt und das vorne natürlich anders als hinten, weil das Feuer nicht nur Feuer ist. Da ist ein Haufen Dreck drin, Asche im Wesentlichen, alles was aus dem verbrannten Holz kommt – da lagert sich was ab und es reagiert – das ist faszinierend“, erklärt Nikolaus Steindlmüller.

Der Priener Künstler gehört zu den wenigen Keramikern in Deutschland, die holzbefeuerte Keramik herstellen. Die Wahl der verwendeten Tonerden und der Brennvorgang selbst werden neben der Formgebung der Objekte zum bestimmenden Teil der künstlerischen Arbeit. Die einmaligen, unverwechselbar vitalen, von Kraft strotzenden Ergebnisse von Farben und Oberflächenstruktur lassen sich nur durch viele Versuche, Wissen und Erfahrung erzielen – kein mit einem Computer digital gesteuerter Ofen könnte jemals solche Stücke hervorbringen. Parallel dazu schuf Steindlmüller ein umfangreiches druckgrafisches Werk, vor allem Monotypien, von denen das Atelierfenster ebenfalls einen kleinen Teil beispielhaft zeigt.

Steindlmüllers Arbeiten waren und sind weltweit in vielen Kunstausstellungen vertreten, so neben zahlreichen Orten in Deutschland in Faenza, Danzig, Tokio, Wien, Polen, Oslo, Helsinki und den USA. Er ist Mitglied in der Academie Internationale de la Ceramique.

Das Atelierfenster ist in den Abendstunden bis 22 Uhr beleuchtet. Es liegt ein Heft auf, in das die Betrachter der Ausstellung gebeten werden, ihre Eindrücke aufzuschreiben. Christiane Giesen

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