Bernau – „Übergangsobjekte“ ist die Ausstellung in der Galerie Marah ART in Bernau überschrieben. Mit dem aus der Psychologie entlehnten Begriff sind Dinge gemeint, die Menschen im Laufe des bisherigen Lebens treue Dienste als Halt und Orientierung gegeben haben, aber oft vorübergehend sind und durch neue ersetzt werden. Der Begriff wurde 1953 von Donald Winnicott, der zu den bedeutendsten Wegbereitern der Kinderpsychologie gehört. Die Arbeiten der beiden Künstlerinnen Christa Bock-Köhler aus Prien und Katharina Danninger aus Wasserburg zeigen mit ihren auch handwerklich hervorragend gearbeiteten Grafiken, Kleinplastiken, Skulpturen und Fotos Beispiele dieser „Übergangsobjekte“, die sich im Lauf des Lebens je nach Lebenssituation oft wandeln. Ausgehend von der klassischen Puppe, dem Teddy oder dem Schmusetuch bis hin zu literarischen Gestalten oder mythischen und religiösen Bildern können auch Prominente oder Wissenschaftler als Leitbilder zum Übergangsobjekt werden.
Christa Bock-Köhler schafft in ihrem reizvollen Projekt „Alte Mauern – starke Frauen“ durch Skulptur und Foto eine Verbindung zwischen alten Gemäuern und dem, was dahinter gelebt wurde: die Arbeit der Frauen, die in der Pflege der alten Mauern ihr Sehnsuchtsobjekt gefunden haben, um mit der Familie hier zu leben. Ausschnitte von venezianischen Mauern kombiniert mit den darin wahrgenommenen Skulpturen von „starken Frauen“.
Die erstmals in Bernau ausstellende Künstlerin Katharina Danninger zeigt nicht weniger reizvolle Objekte, kleinformatige Zeichnungen und Malereien. In ihren Arbeiten „Kubus“ und „Prinzessinnen“ aus der Serie „Froschkönig“ erzählt sie gleichsam Geschichten, die geträumt werden wollen. Ihre „Seelenmülleimer“ fordern auf, die eigene Geschichte zu reflektieren , Ballast in die Mülleimer zu kippen und nur für sich Sinnvolles, in die Zukunft Weisendes zu bewahren. Auch sie beschäftigt sich mit den Stimmungslagen der nach einem Übergangsobjekt Suchenden oder dessen Ersatz.
Aus ihrer Serie „Kopffüssler“ – entstanden während des Lockdowns – wird ein Objekt, das mit seinem runden Mondgesicht fast einem Kuscheltier gleicht, mit kleinformatigen Zeichnungen und Malereien präsentiert: Es kann als stabiler Anker zwischen zwei Welten gesehen werden, nämlich der vertrauten Welt „draußen“ und der ersehnten.Christiane Giesen