Ein fauler Bach führt zum Moor- und Heilbad

von Redaktion

Seit 50 Jahren trägt Feilnbach den Namenszusatz – Kein Zusammenhang mit Metallverarbeitung

Bad Feilnbach – Am 22. Oktober 2023 werden genau 50 Jahre vergangen sein, seit Feilnbach im Rahmen einer Festveranstaltung in der Halle des Reithofparks mit einer Urkunde, ausgestellt vom bayerischen Innenminister Dr. Bruno Merk, aus den Händen des Staatssekretärs Erich Kiesl den Namenszusatz „Bad“ erhalten und entsprechend gefeiert hat. Der Namenszusatz „Bad“ war dann sowohl für die Ortschaft Feilnbach selbst als auch für die Gemeinde Feilnbach gültig.

1973 war die heutige Gemeinde Bad Feilnbach flächenmäßig allerdings noch kleiner als heute, denn beispielsweise die Nachbargemeinde Litzldorf wurde erst fünf Jahre später, 1978 also, auf Veranlassung des Innenministeriums angeschlossen.

Die Festrede hielt am 22. Oktober 1973 der örtliche Badearzt Dr. Wilhelm Krombacher, die „Bad“-Urkunde nahm Feilnbachs Bürgermeister Korbinian Heiß entgegen. Der Vorstand der „Schutzgemeinschaft Mangfallgau“, Professor Johann Höfer, der just an diesem Tag seinen 48. Geburtstag feierte, hatte mit seinem Verein unter tatkräftiger Mitwirkung des Feilnbacher Badearztes Dr. Anselm Friesenegger („Kurheim Diem“, „Alpenhof“) und des Kutterlinger Rechtsanwalts Dr. Hermann Hohenester wenige Jahre vor der Baderhebung den Feilnbacher Gemeinderat mit guten Argumenten davon überzeugt, vom Bau eines nahegelegenen Privatflughafens Abstand zu nehmen.

1973 Augen- und Ohrenzeugen der Baderhebung, treffen sich die Heidi und der Ludwig knapp 50 Jahre später, um den Ortsnamen Bad Feilnbachs zu diskutieren. Ob sie dabei einige Hits vom Oktober 1973 spielen ließen – beispielsweise Suzi Quatro mit „Can the Can“, Bernd Clüver mit „Der kleine Prinz“, Agnetha, Björn, Benny, Anna-Frid mit „Ring, Ring“ (jawohl, die später als „Abba“ bekannten Musiker) –, ist nicht bekannt. Die Heidi hat sich die Wörter „Bach“ und „Bad“ vorgenommen. Letzteres gehöre laut Duden, so die damalige Schülerin am Karolinengymnasium, zur Wortgruppe „bähen, bairisch baahän“ = „feucht erhitzen“ und „[Brot] leicht rösten“, heutzutage also: „toasten“, deren Grundlage althochdeutsch „bâen“ mit der Bedeutung „wärmen, mit erweichenden Umschlägen heilen“ ist. Wird diese Grundlage mit /d/ erweitert, entsteht „Bad“. Der Bach als Bezeichnung für ein nicht sehr großes fließendes Gewässer sei im westgermanischen Sprachraum (niederländisch, englisch, deutsch) in zahlreichen Gewässer- und Siedlungsnamen enthalten, entstamme der Sprachwurzel westgermanisch „baki“, könne aber im sonstigen europäischen Sprachraum nicht weiter aufgefunden werden. Geheimnisvoll. Gar nicht geheimnisvoll ist das Bestimmungswort „Feiln“ in „Feilnbach“, meint der damalige Gebirgspionier Ludwig. Er weiß: Die Feile hat hier nichts zu suchen. Der Ortsname, der sich vom Bachnamen „Fulinpah“ herleite, sei laut dem „Lexikon bayerischer Ortsnamen“ (Autor: Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein) 980 in den Traditionen („Übergabebüchern“) des Klosters Ebersberg als Fûlinpah, 1127 als Fulenpach, 1220 als Veulenpach, 1474 als Feylnpach, 1796 als Feilenbach und 1867 als Feilnbach überliefert.

„Feiln“, so der Ludwig, leite sich vom Adjektiv fûl = faul, faulig, stinkend her, das bei Fulinpah im Dativ („ful-in“) als Ortsangabe stehe. Abzulehnen sei die Erklärung „fauler Bach“ im Sinne von „träger“ Bach, wie es in manchen Medien immer noch steht. Der Feilnbach sprudelt nämlich lustig und geschwind, hat aber wohl vor gut 1000 Jahren die Eigenschaft als „faul, moorig, schwefelig“ aufgewiesen und somit aktiv zum Moor- und Heilbad Feilnbach geführt. Armin Höfer

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