Wasserburg – Zeitlose Kunst ist gerade in der gleichnamigen Ausstellung „Zeitlos“ in den Galerieräumen auf der Burg zu sehen. Dort zeigt Willy Reichert noch bis zum Sommeranfang farbenfrohe Buntstiftzeichnungen, lichtdurchflutete Aquarelle und stimmungsvolle Gemälde zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Unter den Kunstschaffenden in der Region gilt Willy Reichert als eine Legende. Er war einer der Initiatoren und Mitbegründer des Arbeitskreises 68. Und er ist einer der wenigen Künstler, die auch im hohen Alter zweimal im Jahr mit einer themenbezogenen Ausstellung aktiv sind.
Werkschau in Schloss Hartmannsberg
In diesem Jahr sind es sogar drei, die Ende Juni beginnende Werkschau „Willy Reichert“ in Schloss Hartmannsberg miteingerechnet.
Die aktuelle Ausstellung „Zeitlos“ bietet ein breites Spektrum an künstlerischer Vielfalt. Sie zeigt Vedutenmalerei mit Stadtansichten und farbenprächtigen Landschaften, Blumen, geheimnisvolle Akte und Porträts, alles Belege einer genreüberschreitenden, lebendigen Gegenwartskunst. Insbesondere die Städtebilder stechen heraus, seien es nun die Skyline von New York oder, etwas beschaulicher, die charakteristischen Stadtsilhouetten von Mühldorf oder München. Letzteres Gemälde fällt besonders auf.
Bei genauerer Betrachtung lässt sich im München-Bild ein klassisches Memento mori entdecken. Neben den Türmen der spätgotischen Frauenkirche taucht ein Skelett aus dem Nebel auf, um die Menschen an ihre Sterblichkeit zu erinnern. Vanitas-Motive haben seit dem Mittelalter in der Kunst eine lange Tradition. Sie gelten als Mahnung, dass der Mensch keine Gewalt über sein Leben hat. Willy Reichert hat sein Münchner Bild einfach „Umweltsünden“ genannt. Er spielt damit auch auf den Individualverkehr und die Feinstaubbelastung in den großen Städten an. Entspannter wiederum geht es da schon im Aquarell „Mühldorf“ zu. Die Stadt liegt zwar auch, wie in vielen Reichert-Bildern üblich, im Dunst. Dafür aber scheint wohl der morgendliche Nebel über dem Inn verantwortlich zu sein.
Die großformatigen Gemälde führen in eine stimmungsvolle Bilderwelt neoromantischer Landschaftsmalerei, die bis zur Entmaterialisierung geht. Dort, wo die Konturen zunehmend verschwinden, entsteht ein eindrucksvolles Wechselspiel zwischen Licht und Schatten und zwischen Form und Farbe. Reicherts Malstil ist, lenkt man den Blick in Richtung Farbauftrag und Farbgestaltung, altmeisterlich und zugleich modern, wenn es um die Bildkompositionen geht.
In den vorgestellten Porträts verbinden sich Tradition und Moderne zu einer Kunst, die zeitlos ist, konservativ und progressiv zugleich.
Serie von Assemblagen
Dies wird unterstrichenen durch eine Serie von Assemblagen, in der Willy Reichert seine Malerei mit plastischen Objekten kombiniert. Allen Arbeiten aber ist eines gemein: sie sind von zeitloser Ästhetik – von daher wird die Ausstellung „Zeitlos“ ihrem Namen auch gerecht. Vor allem aber erfreut, dass sich der Künstler und sein Werk über die Jahrzehnte ihren Humor und Charme bewahrt haben.