Rosenheim – Das Vokalmusikfestival „Rosenheim singt“ steht nach 2019 vor der Neuauflage, organisiert von Michael Gartner (Chorkreis St. Quirinus Fürstätt), Johannes Meidert (Erlöserkirche) und Andreas Penninger (Innphilharmonie). Am Samstag, 17. Juni, werden über 20 Chöre die Stadt bevölkern. Nach einer Auftaktveranstaltung um 18.30 Uhr am Max-Josefs-Platz wird jeder Chor an einem Auftrittsort 20 Minuten singen. Dazwischen kann man andere Ensembles besuchen oder sich an Verpflegungsständen stärken. Um 23 Uhr versammeln sich alle Chöre am Salzstadel zu einem „Chor der tausend Stimmen“. Alle singen ohne Gagen, Spenden gehen an das Kinderhilfswerk UNICEF.
Auch das Profi-Gesangsensemble „Singer Pur“ beteiligt sich: Am Sonntag, 18. Juni, gestaltet es um 19 Uhr in der Christkönigkirche unter dem Titel „Fields of Gold“ das Abschlusskonzert. „Singer Pur“ wird international gefeiert, hat schon dreimal den Echo-Award gewonnen und einmal den Opus-Klassik-Preis sowie 30 CDs aufgenommen. Einer der Sänger wohnt seit Langem in Rosenheim: der Tenor Manuel Warwitz. Er erklärt, warum „Singer Pur“ mitmacht, was er am liebsten singt und warum er nur eine halbe Weltreise gemacht hat.
Was hat das Profi-Ensemble „Singer Pur“ bewogen, bei diesem Fest der Laienchöre mitzumachen?
Es war ein tolles Angebot von Michael Gartner. Wir kennen uns schon lange, wir haben uns über die Sänger Thomas und Luitgard Hamberger kennengelernt. Und wir machen sehr gerne etwas zusammen mit Chören, zum Beispiel viele Workshops. Das ist eigentlich die Belohnung für die Härten unseres Berufs!
Was werden Sie in diesem Konzert singen?
Unser Programm gruppiert sich um Arrangements von Sting. Wir haben dazu thematische Pendants gesucht aus verschiedensten Stilen, es ist Renaissance-Musik dabei, ein deutsches Madrigal, auch ein Gershwin-Song und eine Komposition eines südafrikanischen Komponisten. Es ist ein sehr stringentes, aber auch sehr abwechslungsreiches Programm.
Gibt es bei Ihnen einen Programmgestalter oder geht es da ganz demokratisch zu?
Als 2015 der Kollege die Gruppe verlassen hatte, der das gemacht hat, habe ich gesagt, ich kann‘s gern übernehmen. Mittlerweile stelle ich die meisten Programme zusammen – natürlich in Absprache mit den Kollegen. Es ist eine sehr zeitintensive, aber auch sehr spannende Aufgabe.
„Singer Pur“ besteht aus fünf Männerstimmen und einer Frauenstimme: Warum gerade diese Besetzung?
Das ist der Historie der Gruppe geschuldet: Fünf ehemalige Regensburger Domspatzen haben 1992 die Gruppe gegründet, sie hatten einfach Lust, weiter zu singen, auch Jazz. Die Jazz-Gruppe „Take 6“ – für mich einfach die Vollendung des A-cappella-Gesangs – war das Vorbild. Einer der Gruppe hat sich dann in eine schwedische Sängerin verliebt, die in Regensburg studiert hat. Sie hat für einen kleinen Auftritt mit den fünf Männern gesungen und das hat so gut funktioniert, dass alle spontan gesagt haben, das machen wir weiter so. Dann hat die Gruppe den deutschen Chorwettbewerb gewonnen, das hat dann seine Eigendynamik gehabt.
Ist diese Historie für Sie noch relevant – da Sie ja schon die dritte Besetzung bilden?
Insofern, dass wir immer noch Werke aus dem Repertoire der Gründungszeit singen. Das letzte Gründungsmitglied hat Anfang dieses Jahres die Gruppe verlassen. Die jetzige Sopranistin ist schon die vierte. Seit 2003 bin ich dabei. Wir sind grad dabei, die Vita der Gruppe neu zu schreiben.
Mussten Sie ein Casting durchlaufen?
Ja. Man kriegt Noten zugeschickt, dann singt man gemeinsam – man singt nichts alleine vor. Menschlich muss es auch passen – aber Sänger sind ja meist sympathische Menschen.
„Singer Pur“ singt ja fast alles – was heißt „alles“?
Wir bedienen alle Genres von mittelalterlicher bis hin zu avantgardistischer Musik. Wir machen auch sehr viel deutsche romantische Musik, gerade nehmen wir geistliche romantische deutsche Musik für eine CD auf. Wir lieben die deutsche Romantik!
Was davon ist Ihnen am liebsten?
Es kommt ein bisschen auf den Ort an: Eine schöne Palestrina-Motette in einer akustisch schön klingenden Kirche ist ein Traum! Da geht ein unheimlich großer Kosmos auf. Ich mag aber auch die Sting-Arrangements, die von einer unglaublichen Tiefe sind. Und – wie gesagt – die romantische Musik.
Sie sind ja in Salzburg geboren und leben jetzt in Rosenheim: Wie ist Ihre Biografie dazwischen so verlaufen?
Sehr abwechslungsreich. Ich habe bei den Wiener Sängerknaben gesungen – nur ein halbes Jahr, weil ich so Heimweh hatte. Dann war ich im Gymnasium in Kremsmünster und habe dort meine Matura gemacht. Ich war ein lebhafter Schüler und alle waren froh, dass ich die Schule verlassen habe (lacht herzlich). Zuerst habe ich Geschichte und Germanistik studiert, durch meine Großmutter, die selber am Mozarteum studiert hatte, bin ich zur Musik gekommen. Ich habe dann Gesangs- und Geigenpädagogik studiert mit Abschluss. In Wien habe ich zwei Jahre Gesang bei Kammersänger Walter Berry studiert, das war sehr lehrreich.
In Ihrer Vita steht etwas über eine nicht ganz vollendete Weltreise?
Eigentlich wollte ich auf dem Land- und Seeweg nach Australien und Neuseeland. Ich hatte etwas gespart durch mein Singen und wollte mal Pause machen. Ich bin mit der Transsibirischen Eisenbahn gefahren, aber dann in Hongkong hängengeblieben für ein halbes Jahr, hab‘ dort auch gejobbt, unter anderem bei einer chinesischen Familie gewohnt und habe auch mit Engländern ein Männerquartett gegründet. Irgendwann ist mein Visum nicht mehr verlängert worden. In Salzburg dann habe ich meine jetzige Frau kennengelernt, die auch Gesang studiert hat, und bin durch sie erst wieder zum Singen gekommen.
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht singen?
Ich spiele Gitarre, bin sehr gerne in den Bergen, schwimme gerne und fahre gerne Rennrad und Mountainbike, ich fahre nämlich ungern mit dem Auto. Rosenheim ist da für alles perfekt. Interview: Rainer W. Janka