Hohenaschau – „Die Bilder von Lothar Kaspar Wurm verlangen einen Blick, der mehr wahrnimmt als er sieht“, sagte die Rosenheimer Kunsthistorikerin Andrea Kühnhackl bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung des Kunst- und Kulturvereins zu Hohenaschau.
In der Tat geben die 35 Acrylbilder des Münchner Künstlers Lothar Kaspar Wurm für den Betrachter jede Menge Raum für Spekulation. Dies beginnt bereits im großen Raum des Untergeschosses der Galerie. Hier hängen vier Großformate, in denen die verschiedensten Motive quer durchs Bild zu fliegen scheinen. Wohin sie fliegen, ist der Interpretation des Betrachter überlassen. Doch er kann nicht umhin, sich der explosionsartigen Bildkonstruktion auszusetzen. Und er weiß nicht, ob er die Motive der gegenständlichen oder abstrakten Malart zuordnen soll. Wurm teilt seine Bilder in zwei Werkgruppen ein. Die vier Großformate gehören zur Gruppe „Der metaphysiche Ort“ und die malerische Abstraktion erinnert geradezu an Traumsequenzen.
Die zweite „Werkgruppe“ heißt „Dämomen der Idylle“. Typisch dafür ist das Bild „Holy sheep“ (Nr. 27 im Raum 3 der 1. Etage. Trotz ihrer Heiligenscheine scheinen die Schafe ein Sinnbild für das geklonte Schaf Dolly zu sein, also für die Genforschung. Lothar Kaspar Wurm ist jedoch keineswegs ein Moralist mit erhobenen Zeigefinger. Viele seiner Bilder zeigen zwischen Blättern und Zweigen Tiere, so ein weißes Schaf („Flying Sheep“ (Nr. 10 im Flur der 1. Etage. Herausragend ist das Bild “Wiesenkräuter“ (Nr. 26 im Raum 3). Hier ist keinerlei Ironie wie beispielsweise ein Masskrug neben einem Kruzifix zu erkennen, sondern reine Natur in perfekter Malerei.
Die Ausstellung beinhaltet einen Bilderkosmos voller Widersprüche, immer aber voller Denkansprüche, für die der Besucher Zeit mitbringen soll. Allein das Bild „Begegnung“ im Flur der 1. Etage verlangt Zeit. In modrigen Waldboden eingebettet sind die Perlen einer Königskrone und ein Zepter, die das Vergängliche symbolisieren. Das gesamte Ensemble scheint im Morast zu versinken. Heute scheint es eine Anspielung auf die erneut entfachte Monarchiedebatte und die Krönung von Charles III zu sein. Obwohl das Bild im Jahre 2008 entstanden ist, ist es an Aktualität nicht zu toppen.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 25. Juni freitags und samstags von 16 bis 19 Uhr sowie sonntags von 10 bis 18 Uhr. Parkmöglichkeiten gibt es an der Festhalle Hohen- aschau.gertie falk