Vom Inntal in die Carnegie Hall

von Redaktion

Todestag von Dirigent Enoch zu Guttenberg jährt sich zum fünften Mal

Neubeuern – Vor fünf Jahren, am 15. Juni 2018, ist der Dirigent Enoch zu Guttenberg unerwartet im Alter von 71 Jahren gestorben. Aus dem oberfränkischen Guttenberg stammend, verschlug es ihn nach Neubeuern. Dort baute er einen Bauernhof zu einem stattlichen Wohnsitz aus, 1967 gründete er die Chorgemeinschaft Neubeuern und machte aus diesem „Dorfchor“ einen in aller Welt gefeierten Oratorienchor.

Mit ihm und dem später ebenfalls von ihm gegründeten Orchester der Klang-Verwaltung gastierte er nicht nur regelmäßig im Münchener Gasteig, sondern auch in allen großen Konzertsälen, im Goldenen Saal des Musikvereins in Wien, im Concertgebouw Amsterdam, in der New Yorker Carnegie Hall und auch in Peking. Die vielen Auftritte beim Rheingau-Musikfestival brachten ihm den Rheingau-Musikfestival-Preis.

Seit 2000 leitete er die Herrenchiemsee Festspiele, dessen ausgefeilte Programme, vom verstorbenen Dramaturgen Klaus Jörg Schönmetzler verantwortet, insbesondere den Ort, das Schloss Herrenchiemsee, einbezogen.

Dabei hatte Enoch zu Guttenberg es sich nie bequem gemacht. Er hat Musik nie nur als unterhaltende, sondern immer als aufrüttelnde Musik verstanden. Daraus entstanden tief bewegende Aufführungen der großen Bach-Passionen. Haydns „Die Jahreszeiten“ und „Die Schöpfung“ waren für Guttenberg immer auch ein Aufschrei gegen die Zerstörung der von Haydn beschriebenen Natur, war er doch seit seiner Jugend ein unerbittlicher Mahner und Warner in Sachen Umweltschutz.

Die Gemeinde Neubeuern hat Enoch zu Guttenberg vielfach geehrt, nicht zuletzt posthum durch die Aufstellung eines Denkmals auf dem Marktplatz und durch eine Dauerausstellung über die Chorgemeinschaft im Schwirtlichhaus am Marktplatz.

Lebendig ist das Wirken von Enoch zu Guttenberg noch in zahlreichen Einspielungen bei Farao Classics, mit Bachs „Matthäuspassion“ und „Weihnachtsoratorium“, mit Mozarts „Requiem“ und Beethovens „Missa Solemnis“ und unter anderem mit Bruckners Symphonie Nr. 4, der „Romantischen“, für die Guttenberg 2008 den Echo-Klassik-Preis erhalten hat – den er 2019 aufgrund eines Skandals um antisemitische Inhalte in einem Echo-prämierten Song zurückgegeben hat.

Die Chorgemeinschaft Neubeuern gibt es nicht mehr – wohl aber die Erinnerungen daran in den Herzen der ehemaligen Chormitglieder. RAINER W. JANKA

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