Orgelmusik in abgeklärter Ruhewie auf den Knien

von Redaktion

Benedict Celler gibt Konzert in Kolbermoor

Kolbermoor – Der junge Organist Benedikt Celler, der seit Pfingsten auch interimsmäßig als Münchner Domkapellmeister amtiert, hatte sein halbstündiges Programm beim Kolbermoorer Orgelmittwoch genau auf Pfingsten und Fronleichnam abgestimmt: Zentral standen zwei Sätze aus „Livre du Saint Sacrement“, gemeint ist die Eucharistie, von Olivier Messiaen (1908 – 1992). In „Adoro te“ bauen sich langsame Akkorde auf, die vor Andacht fast erzittern: Musik gleichsam demütig wie auf Knien. Celler ließ diese Akkorde frei und intensiv strömen, sodass sie fast körperlich spürbar wurden. Ruhiges Spiel prägte auch der Satz „Le Dieu caché“, das heißt: der verborgene Gott, mit den Anklängen an gregorianische Musik. Nicht Überwältigung oder gar Überrumpelung ist Cellers Spiel (man könnte sich’s durchaus hitziger vorstellen), sondern Überzeugung.

So auch in der Gegenüberstellung des Chorals „Helft mir Gottes Güte preisen“ durch Bach und Karl Höller (1907 bis 1987), einst Präsident der Münchner Musikhochschule: Ruhig spielte Celler Bachs Choralbearbeitung aus dem „Orgelbüchlein“ BWV 613, sodass man das chromatische Schreiten sowie das fortlaufende rhythmische Motiv mit Aufforderungscharakter gut heraushören konnte. Höllers Choralvariationen beginnen leise schwebend, werden immer bewegter, flattriger und auch farbiger bis hin zu greller Expressivität und enden in spätromantisch verschwimmenden Akkorden. Auch hier wieder legte Benedikt Celler alles in großer Ruhe und Transparenz dar.

Das Ende war ganz pfingstlich mit Bachs „Fantasia super: Komm, Heiliger Geist“ BWV 651. Über dem pedaldröhnenden Cantus firmus wölbt sich höchst farbiges fortlaufendes figuratives Geglitzer: reine Pfingstfreude, vom Organisten in abgeklärter Ruhe präsentiert. Für den Beifall bedankte er sich mit einem heiteren Stück von Josef Schmid, früher Domorganist in München, also einer seiner Vorgänger.Rainer W. Janka

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