Prien – Seit 2017 bietet der Priener Künstlerhof „Zahn am Bach“ Künstlern und Handwerkern Werkstätten und Ateliers. Und seit nunmehr eineinhalb Jahren wird dort zusätzlich eine Bühne bespielt. Der Titel „Voglwuid & Bittaernst“ hätte nicht besser gewählt sein können.
An der Einfahrt zum denkmalgeschützten Hof an der Hochriesstraße stehen Tiny Häuser, die Zimmerermeister Andreas Reisinger entwirft und selbst baut. Um die Ecke, auf der Südseite des Hofs, bieten Tisch und Bänke einen grandiosen Ausblick auf die Chiemgauer Alpenkette. Im ehemaligen Hof und Stall finden Künstler und Handwerker Raum zum Entfalten ihrer Kreativität.
Kreative aus der Region fördern
Unkonventionell, das ja, aber passend zum Anspruch des gemeinnützigen Vereins Künstlerhof „Zahn am Bach.“ Denn es sollen regionale Künstler gefördert werden. Seit 2017 steht der Hof interessierten Kreativen offen.
Eine davon ist Heidi Frank. Die ausgebildete Grafikerin und Künstlerin, die derzeit noch an der Kunstakademie Kolbermoor studiert, ist Vorsitzende des Vereins. Von Anbeginn an war sie dabei, genau wie Holz-Bildhauer Peter Rappl, Albert Bauer oder eben Zimmerermeister Andreas. „Wir sind alle per du“, heißt es gleich mal zur Begrüßung. Im oberen Stockwerk haben sie nun eine Bühne eingerichtet.
„Für uns ist es wichtig, all die Kultur zu würdigen, die bei der Fülle von Trachtenaufführungen, klassischen Konzerten und Malereiausstellungen oft einfach untergeht“, sagt Heidi Frank. Die Offene Bühne versteht sich als Plattform für alle, die in irgendeiner Weise künstlerisch und kreativ tätig sind und das gerne mal vor Publikum präsentieren würden. Zehn Minuten Performance-Zeit, eine große Sanduhr tickt unbarmherzig, dann blitzt ein rotes Warnlicht auf und schließlich beendet die Live-Band freundlich, aber bestimmt mit einem Jingle die Performance der Zeitüberschreitenden.
Mit der Idee für eine Bühne seien sie schon lange schwanger gegangen, erinnert sich Peter Rappl. Im Juni 2022 haben sie dann die Offene-Bühne-Reihe unter dem Namen „Voglwuid & Bittaernst“ eröffnet. Das Projekt wurde zu Beginn durch die LAG Seenplatte unterstützt und aus Mitteln des Leader-Programms der EU gefördert.
„Dreimal schon gab es die Offene Bühne,“ erinnert sich Rappl. Zusammengerechnet waren das 37 Auftritte und über 50 Künstler von ganz jung bis ganz alt. Punkkonzert, Kabarett, Lyrik („Da hat uns spontan die deutsche Poetry-Slam-Meisterin besucht“), Akrobatik, Zauberkunst, Musik, Tanz und Theater an einem einzigen Abend.
„Wir schauen uns die Anmeldungen schon an, aber das war’s dann auch,“ sagt Daniela Wolf vom Kinder- und Jugendtheater Vogelfrei. „Voglwuid & Bittaernst“ kommt gut an, das Publikum ist begeistert. Daniela Wolf zitiert aus Rückmeldungen: „So etwas hat Prien gefehlt.“(…) „Das war wunderbar, wüst und lässig, leidenschaftlich und lustig“ (…) „hat heftig Spaß gemacht“ (….) Es ist etwas ganz besonderes, was ihr hier auf die Beine stellt und so viele Menschen glücklich macht.“
Das diesjährige Sommerfest ist der Auftakt für eine kreative Zusammenarbeit von Münchner und regionalen Künstlern, die in der Ausstellung „zuwege – Verbindungslinien off road und off spaces“ von Ende August bis Mitte September auf dem Hof in Prien zu sehen sein wird. Die Kooperation, die im kommenden Jahr mit einem Gegenbesuch in der Stadt weitergeht, wird vom BBK aus den Mitteln des bayerischen Kunstministeriums gefördert. Das Sommerfest steht ganz im Zeichen von Kunst, Live-Bands und DJ-Set, Gesprächen und Grillen („jeder muss sich sein Grillzeug aber selbst mitbringen“). Das alles bei legerer, unkomplizierter Atmosphäre – was will man mehr, um die Vielfalt an kulturellem Schaffen im Chiemgau sichtbar zu machen?