Tuntenhausen – Bei der Oper Schloss Maxlrain gibt es in diesem Jahr zwei Open-Air-Konzerte vor der Reithalle des Schlosses, zum anderen an vier Abenden eine Oper: das Dramma buffo „Don Pasquale“ von Gaetano Donizetti. Funkelnder Witz und tiefgründiger Humor offenbaren sich in Donizettis Musik – sowohl in den gesungenen Partien als auch in der Instrumentation. Für die Partien in der Oper und für die Darbietungen an den Konzertabenden konnten wieder hochkarätige Sänger und Instrumentalisten gewonnen werden.
Die musikalische Gesamtleitung liegt erneut in den Händen von Chariklia Apostolu, die Regie übernimmt in diesem Jahr André Turnheim. Turnheim, in Leipzig und Wien aufgewachsen, absolvierte ein Schauspiel- und Regiestudium an den Hochschulen in Graz und Stuttgart. Er war Regisseur für über 40 Inszenierungen an verschiedenen Theatern, hatte die Fernsehregie für Theateraufzeichnungen von Arte und WDR inne und war Dozent an den Schauspielschulen in Leipzig, Bochum und Köln. Im Interview erklärt er, warum es das Inszenieren mit beschränkten finanziellen Mitteln seinen eigenen Reiz hat.
Sie waren bereits als Besucher in der Maxlrainer Oper, weil Ihre Frau als Solistin aufgetreten ist. Nun sind Sie zum ersten Mal als Regisseur hier tätig. Was sagen Sie zur „Oper Schloss Maxlrain“?
Zum einen finden die Aufführungen in wunderbarem landschaftlichen Ambiente statt, auch ist die Reithalle ein sehr origineller Aufführungsort mit viel Charme. Zum anderen bewundere ich das Engagement der vielen freiwilligen Helfer, die die Solisten, das Orchester und auch mich bei unserer Arbeit unterstützen. Die musikalische Leiterin Chariklia Apostolu meistert alle Aufgaben – einschließlich plötzlich auftretender Hindernisse – mit großer Kompetenz. Das Bewusstsein, dass weniger finanzielle Mittel als in großen Häusern zur Verfügung stehen, hat ein Umdenken zur Folge.
Wie ist das zu verstehen?
Da es einige typische Strukturen nicht gibt, muss manches neu erdacht werden. Es ist äußerst reizvoll, unter den gegebenen Umständen die Neuinterpretation einer schon oft erzählten Geschichte zu entwerfen. Die von mir geplante Inszenierung ist für diesen Ort gemacht.
Verlegen Sie die Handlung in eine bestimmte Zeit?
Der Zeitpunkt der Handlung wird nicht definiert. Die Kleidung ist neutral und besitzt Gültigkeit für verschiedene, allerdings eher in der Neuzeit angesiedelte Epochen. Norina, die Verführerin, trägt einen Hosenanzug, weil sie in dem Spiel die Hosen anhat. Don Pasquale ist – Symbol für sein Bedürfnis nach Entspannung – mit einem Kaftan bekleidet.
Donizetti hat diese Oper ein „Dramma buffo“ genannt und signalisiert damit, dass seine Oper auch dramatische Elemente enthält.
Don Pasquale mit seinem großen Reichtum ist ein erschöpfter Mann. Er ist einem Burnout nahe, weil sich sein Neffe nicht den Bedingungen des Onkels unterwirft, eine gute Partie zu heiraten und einen Erben zu zeugen. Dass Don Pasquale sich im Folgenden täuschen lässt, ist tragisch und komisch zugleich. Aber er geht nicht daran zugrunde, sondern macht gute Miene zum bösen Spiel. Das ermöglicht es den Zuschauern, befreit zu lachen. Und zu all dem erklingt die geistreiche, jede Stimmung aufnehmende Musik von Gaetano Donizetti.
Interview: Ute Bößwetter