Bad Aibling – Pfarrer Georg Neumaier, der die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Aibling betreut, feiert seinen Siebzigsten – und wechselt zugleich in den Ruhestand. Grund genug, dem auch kunstsinnigen Seelsorger einen farbigen musikalischen Blumenstrauß zu überreichen. Kirchenmusiker Konrad Liebscher gestaltete hörbar con amore ein wohlproportioniertes, abwechslungsreiches Programm, das sowohl dem aktuellen Anlass als auch hohen künstlerischen Maßstäben gerecht wurde.
Johann Sebastian Bachs „Praeludium und Fuge in D“ (BWV 532) eröffnete mit strahlendem Glanz, einprägsamen Motiven und glitzernder Farbenpracht den Reigen. Konrad Liebscher, heftig mit Händen und Füßen agierend (das Geschehen auf der Empore wurde per Beamer auf eine Leinwand übertragen), sorgte sofort für eine unbeschwert heitere Atmosphäre.
Hilfreich die launig informative Moderation: Der Organist brachte die wesentlichen Intentionen der einzelnen Musikstücke verständlich auf den Punkt, sodass das Einhören in vielleicht auch ungewohnte Stile dem zahlreichen Publikum nicht schwer gefallen sein dürfte. Die „Suite carmelite“ des vor etwa 25 Jahren verstorbenen Jean Francaix bot liebevoll-ironische Porträts von sechs Nonnen. Die pointiert getroffenen Charaktere der Schwestern verdeutlichten die raffinierten Klangfarben der Orgel, die schillernde Harmonik und die manchmal lustig flatternde Melodik.
Die bayerische Mentalität kam zu ihrem Recht durch des unvergessenen Münchner Domorganisten Franz Lehrndorfers „Variationen, Fuge und Hymnus über ‚Gott mit dir, du Land der Bayern‘“. Die fantasievollen Vorgaben des Komponisten machten es dem Publikum leicht, dieses doch wohl schöne Lied freudig mitzusingen!
Abschließend ließ sich Axel Ruoff (geb.1957) auf geistvolle Weise vom berühmten „Happy Birthday“ zu aberwitzigen Variationen hinreißen. Ein Ländler, ein Marsch, Walzer Galopp oder Polka kleideten den Ohrwurm immer wieder in ein neues, überraschendes Klanggewand. Der Höhepunkt natürlich eine Fuge, aber eine „Fuga grottesca“. Herrlich! Tosender Beifall, ein gerührt dankender Pfarrer Neumaier, ein über den Erfolg glücklicher Organist Liebscher – und anschließend Stehempfang im sommerlich warmen Hof vor der Kirche. Walther Prokop