Der Schuh der Prinzessin passt perfekt

von Redaktion

Kinderoper „Aschenputtel“ feiert in Immling eine beeindruckende Premiere

Halfing – Wer schon einmal in Gut Immling war, wird seinen Freunden und Bekannten mit großer Sicherheit von der malerischen Lage des Guts erzählen. Der Busfahrer, der am vergangenen Sonntag den Shuttlebus von Bad Aibling zum Festival fuhr, meinte, dieser Hügel sei doch viel schöner als der andere in Bayreuth und man möchte ihm recht geben.

An diesem warmen Sommernachmittag zeigte sich der „grüne Hügel“ im Chiemgau sowohl landschaftlich als auch künstlerisch von seiner besten Seite. Auf dem Programm steht die Premiere der Kinderoper „Aschenputtel“, inszeniert von Intendant Ludwig Baumann, unter der musikalischen Leitung von Iris Schmidt, in Anlehnung an „La Cenerentola“ von Gioachino Rossini. Das Bühnenbild wurde von David Goldberg in Zusammenarbeit mit Ludwig Baumann gestaltet und das teilweise funkelnde Kostümbild wurde von Sabine Lutter entworfen.

Komponist als Teil
der Inszenierung

Der Komponist Rossini, der „La Cenerentola“ bereits vor knapp über 200 Jahren, nämlich 1817, verfasste, wird in dieser Inszenierung gleich selbst Teil der Oper. Verzweifelt brütet der Komponist, sehr lustig verkörpert vom niederländischen Bass Frits Kamp, in einem italienischen Restaurant über seinen Entwürfen für „Aschenputtel“ und klagt über die Abgabefrist am nächsten Tag um 11 Uhr.

Als das Personal das Restaurant schließen möchte, überredet er die Belegschaft kurzerhand, ihm bei der Arbeit zu helfen und so übernehmen die Kellner kurzerhand die Rollen der gemeinen Stiefschwestern, wunderbar überhöht dargestellt von der Sopranistin Lyrielkell Benameur und der Mezzosopranistin Olga Levtcheva, der Koch mimt den Stiefvater, sehr witzig gespielt und beeindruckend gesungen von Peter Kellner und auch die Rollen des Prinzen und des Aschenputtels werden von Mitarbeitenden des Restaurants übernommen, während der Komponist am Bühnenrand sitzt und immer wieder das Geschehen kommentiert. So fragt er nach einer beeindruckenden Arie von Oscar Ore als Prinz, zwischendurch ungläubig: „Habe ich da so einen hohen Ton geschrieben?“

Die treuen Begleiter des Aschenputtels sind in dieser Inszenierung von Rossinis Opernmärchen eine Schar Mäuse, rührend dargestellt und gesungen vom Kinderchor der Akademie Immling. Sie sprechen dem Aschenputtel in scheinbar ausweglosen Situationen gut zu und sind immer wieder als moralischer Kompass tätig. So urteilen sie über die Stiefschwestern Aschenputtels: „Schwestern halten immer zusammen. Schwestern verhalten sich nicht so.“ Zwischen ihren Auftritten verschwindet der Chor auch mal im Orchestergraben zwischen den Musiker.

Aschenputtel selbst, umwerfend gesungen und gespielt von der Mezzosopranistin Sidsel Eriksen, ist in Immling keineswegs zur Willenlosigkeit und Untätigkeit verdammt, wie so oft in diesem Märchenklassiker. Hier bekennt sie gegenüber dem Diener des Prinzen, mitreißend gesungen und gespielt vom britisch-italienischen Bariton Filippo Turkheimer, ganz offen ihre Liebe zu Don Ramiro, unwissend, dass jener der Prinz ist. Nach dem Ball im Schloss des Prinzen, entscheidet Aschenputtel selbst, dass der Prinz sie suchen und ihre Lebensumstände kennenlernen solle, weshalb sie den Ballsaal verlässt, wobei sie ihren Schuh verliert…

Immlings Kinderoper ist ein Zusammenspiel internationaler renommierter Sänger aus dem Ensemble des Immling-Festivals mit den jungen Talenten der Immling Akademie im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Während die raumfüllenden Arien der Erwachsenen das junge Publikum zum Staunen bringt, sorgen die Auftritte der jungen Sänger der Akademie für die nötige Leichtigkeit.

Lebhafte
Diskussion

Wie gut das funktioniert, zeigte die Shuttlebusfahrt zurück nach Bad Endorf, denn hier wurde lebhaft diskutiert – ein Kennzeichen einer guten Opern- oder Theatervorstellung. Das Aschenputtel ist bei den Kindern auf der Beliebtheitsskala ganz oben angesiedelt, während manche Erwachsenen eher den Prinzen bevorzugen.

Bei der Frage, wer denn jetzt am lustigsten war, ist man sich völlig uneins. Einige Kinder wählen die Stiefschwestern auf den ersten Platz, die Eltern sind vor allem von dem Mäusechor begeistert. Fest steht: Der Schuh namens „Kinderoper“ passt dem Immling-Festival. Und er steht ihm gut.

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