Bad Aibling – Bilder von sonnenhellen Blüten und nachtdunklen Blättern empfangen den Besucher, wenn er die Räume der Galerie Villa Maria betritt. Die Künstlerin Eva Schnitzer aus München zeigt unter dem Titel „Moosblühen“ auf 38 Bildern Impressionen von Moorlandschaften. Denn unter „Moos“ versteht man in Bayern die Moore, von denen es in unmittelbarer Nähe zu Bad Aibling und dem Chiemgau unzählige gibt. Nicht um naturgetreue Abbildungen geht es der Künstlerin, sondern um emotionale Eindrücke. Farbe spielt dabei eine vornehmliche Rolle. Bedenkt man, dass Moore aus zerfallenen, nicht ganz zersetzten Bäumen und Pflanzen eine neue Kulturform hervorbringen, so ist die Vielschichtigkeit zu verstehen, die Eva Schnitzers Bilder aufweisen. Sie bedient sich dreier verschiedener Techniken, von denen eine jede die Idee von Licht reflektierenden oder auch dunklen Elementen aufnimmt. Da sind zunächst die Monotypien, die beinahe die Hälfte der Exponate ausmachen. Die Monotypie ist eine spontane Drucktechnik, direkt und unmittelbar. Auf Glas, Acryl oder Metallplatten malt die Künstlerin ihr Motiv, und im Anschluss wird der Träger mit der noch nassen Farbe auf das Papier gedruckt. Nur ein einziger Druck ist möglich, alle Monotypien sind Unikate – ein nachfolgender Druck würde erheblich an Strahlkraft verlieren. In dieser Technik wurde das Bild mit dem Titel „Tupfblüten“ gestaltet: Auf hellgelbem Untergrund sind farbenfrohe Tupfer und Linien zu sehen, die Leichtigkeit und Sonnenschein vermitteln. Nur in hellen Grüntönen präsentiert sich die Monotypie „Flirren“, winzige Muster, die auch einmal in Gelbgrün übergehen, scheinen wahrlich auf der Bildfläche zu pulsieren. Dünne schwarze Linien geben dem zarten Gefüge Halt. Malerei auf Nessel ist eine weitere Ausdrucksform Eva Schnitzers. In „Mittagslicht“ gestaltet sie in Öl auf Nessel eine Baumgruppe, die sich im feuchten Grund des Moores spiegelt. In den Farben Grün und Blau komponiert sie eine Landschaft mit unwirklicher Atmosphäre, deren Licht vom Grün des Moores bestimmt ist. Bleiben noch die Holzschnitte, die alle Unikate sind und in denen sie dunklere Farben sprechen lässt. Beginnt sie in ihren anderen Werkgruppen mit einer Linie, von der sie anfangs noch nicht weiß, wohin sie führen wird, so ist es hier der erste Schnitt in den Holzstock, der noch keine bestimmte Intention hat. In keinem Falle zeichnet sie vor, immer lässt sie sich von spontanen Entscheidungen leiten.
Nach und nach entstehen Formen, die der Vorstellung der Künstlerin nahe kommen. Der Druckstock wird mit Farbe bestrichen und auf einen Untergrund gepresst. Die Künstlerin wiederholt den Vorgang mit neuem Farbauftrag und leicht verschobener Position des Druckstocks, damit Tiefenwirkung entsteht. So kann sie – eventuell nach mehreren Vorgängen – bestimmen, wann ihr Bild „fertig“ ist. Ein lebhaftes Beispiel eines Holzschnittes ist die „Nachtblüte“, auf deren schwarzem Untergrund weiße schlanke Stämme nach oben streben und rote Blüten aus dem Dunkel leuchten. Über allen Werken liegt die unwirkliche Atmosphäre einer Moorlandschaft, die – schützenswertes Kleinod – ihre Mystik bis heute bewahrt hat.
Zu sehen bis 23. Juli, Samstag und Sonntag, 14 bis 18 Uhr, und nach Vereinbarung, Galerie Villa Maria, Rosenheimer Straße 43, Bad Aibling, Telefon 08061/ 92770, E-Mail e.c.geyer@t-online.de, www.galerie-villa-maria.de. ute bösswetter