Poetischer Glanz für die Bavaria auf der Münchner Theresienwiese

von Redaktion

Werkschau für Willy Reichert auf Schloss Hartmannsberg zeigt fast 60 Bilder – Vernissage mit zahlreichen Weggefährten

Bad Endorf – Ein schöneres Ambiente für eine Werkschau des Wasserburger Künstlers Willy Reichert (geb. 1937) hätten die Kuratoren, Kulturreferent Christoph Maier-Gehring und Kreisheimatpfleger Karl Aß, nicht finden können. Das Schloss Hartmannsberg mit den malerischen Aussichten ins Grün und auf den See ist die perfekte Lokation, um das bunte und vielfältige Schaffen des Künstlers zu präsentieren und zu würdigen.

Auch stellvertretender Landrat Josef Huber freute sich sichtlich beim Willkommensgruß der Vernissage, dass so viele Weggefährten, darunter auch Emil Kaser, mit dem Willi Reichert einst den Arbeitskreis 68 gegründet hatte, und Kunstinteressierte zur Sommerausstellung gekommen waren. Farbenspiele kennzeichneten sein Lebenswerk, aber eben auch die Heimatverbundenheit, so Huber. Beinahe 60 Werke haben Maier-Gehring und Aß vom Ehepaar Patrizia und Willy Reichert bekommen. Landschaftsbilder, farbenfroh, pittoresk, detailreich, mit hohem Wiedererkennungswert. Und die trotz der altmeisterlichen Kunst einen modernen Touch haben. Laudator Wolfgang Janeczka würdigte das umfangreiche Ouevre, das sich nicht nur auf Landschaftsbilder beschränkt, sondern auch Blumen, Tiere, Porträts, Plakate und Kunstkochbücher umfasst. Reichert, dem spätestens mit der Gründung des Arbeitskreises 68 und der ersten Wasserburger Kunstausstellung der künstlerische Durchbruch gelang, komponiert quasi seine Bilder. Form, Licht und Farbe bilden bei Reichert eine Synthese. Wie unter einem seidenen Schleier schimmern bekannte, vertraute Motive durch: Die Bavaria auf der Münchner Theresienwiese erhält poetischen Glanz, die Ansichten von Rimsting und anderen Orten rund um den Chiemsee, von Bauernhäusern oder Kloster Seeon sind nicht minder bezaubernd.

Und doch wirken Reicherts Bilder wie aus einer Zwischenwelt: Die „Segel vor dem Sturm“ (der graue Hintergrund deutet den aufziehenden Sturm an) oder die „Fraueninsel Impression“ mit kantigen Pinselstrichen im Vordergrund lassen das konkrete, vertraute Bild beinahe abstrakt wirken. Da verschmelzen Licht und Schatten. Die leuchtenden Farben bekommen trotz oder gerade wegen der angedeuteten Nebelschwaden eine noch intensivere Leuchtkraft und Tiefenschärfe. Reichert versteht eine naturgetreue Darstellung, die er auf das Wesentliche reduziert und somit noch reizvoller wirken lässt.

Ganz anders im zweiten Stock dann „Kochlöffel – Assemblage:“ Ein Löffel, daneben rote und grüne Farbspritzer – die Collage sticht ob ihrer Simplizität ins Auge und wirkt doch dank der Mehrdimensionalität dicht komponiert. „Der Erstgeborene“ ist eine Hommage an Mutter und Sohn. An eine Mariendarstellung erinnert das großformatige Bild, und ist doch ob seiner verlaufenden Farben und verschwommen angedeuteten Gesichtern eher abstrakter, zeitgenössischer Kunst zuzuordnen. „Mohnblumen“ heißt ein anderes Bild: Auch wenn das echte Klatschmohnrot fehlt, der sommerlich bunte Strauß verfehlt dank seiner Unmengen an in unterschiedlich großen und bunten Punkten angedeuteten Blumen nicht seine Wirkung. Das reichhaltige künstlerische Spektrum Reicherts tut sich in Schloss Hartmannsberg auf. Leichtigkeit zieht sich durch Reicherts Bilder. Sie sind ausdrucksstark, anziehend, klar und doch geheimnisvoll und bunt. Eben Farbenspiele. Elisabeth Kirchner

Öffnungszeiten

Artikel 8 von 9