Hochgenuss der zauberhaften Interpretation

von Redaktion

Streichquartett „Salzburg Ensemble“ brilliert bei Musiksommer in der Kirche St. Georg in Ruhpolding

Ruhpolding – Die Pfarrkirche St. Georg in Ruhpolding war der architektonisch-akustische Rahmen für das von der Kulturinitiative Ruhpolding veranstaltete Konzert des Musiksommers zwischen Inn und Salzach im immer wiederkehrenden Dreiklang zwischen Musik, Landschaft und Architektur.

Diese drei Aspekte erhöhen sich jeweils gegenseitig – am meisten jedoch profitiert die Musik von der wunderbaren Akustik und der Atmosphäre „rundherum“.

Das Salzburg Ensemble mit Daniela Beer und Florian Beer, Violinen, Romana Rauscher, Viola, und Simon Nagl, Violoncello, bettete sein Programm hinein in diesen dreiteiligen Kontext und präsentierte es gleich zu Beginn königlich mit ihrer Interpretation des „Einzugs der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel, gefolgt vom Divertimento in D-Dur, Hob. II:22 von Joseph Haydn mit den fünf Sätzen Presto, Menuet, Largo cantabile alla breve, Menuet und Finale, Presto.

In seiner Virtuosität in der ersten Violine und der innigen Gestaltung der langsamen Sätze wirkte es wie ein kleines Violinkonzert – brillant dargeboten von den Interpreten.

Die Transparenz bei der Gattung des Streichquartetts wurde besonders deutlich in Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett in C-Dur. Die einzelnen, gesanglichen Melodielinien „stereo“ zu hören und verfolgen zu können, bereitete ein besonderes Hörvergnügen. Die Akustik in einer Kirche ist von Natur aus nicht „trocken“, und der Gesamtklang breitet sich in seiner ganzen Fülle aus. Und doch bleibt das Gesangliche, das Italienische und Opernhafte – so wie Mozart es auf seinen Reisen erlebt und in der Accademia Filarmonica zu Bologna meisterhaft gelernt hatte. Ein Hochgenuss bei der zauberhaften Interpretation des Salzburg Ensembles.

Dieses lockert seine Programme immer auch mit modernen Werken auf. Mit „Jorge Adios“ von Astor Piazzolla wechselte vor der Pause die Stilrichtung und es entstand – auch hier auf höchstem Niveau – südamerikanisch-jazziges Tango-Flair mit berauschender Wirkung auf die Zuhörer.

Das Hauptwerk der Klassik-Soirée war zweifelsohne das Streichquartett in a-Moll, op. 51,2 von Johannes Brahms mit den Sätzen Allegro non troppo, Andante moderato, Quasi Minuetto, moderato – Allegro vivace und Tempo I, sowie Finale, allegro non assai. Nicht nur die Tempowechsel im dritten Satz zeigen das Ringen des Komponisten um eine kraftvolle musikalische Aussage. Der Hörgenuss lag jedoch besonders auch in den wunderschönen Motiven, die in vielen Varianten scheinbar immer wieder neu erklangen. Die Erklärung ihrer Entwicklung durch die verschiedenen Kompositionstechniken mag der Musikwissenschaft überlassen bleiben. Die Dame und die drei Herren des Salzburg Ensembles hatten sie jedenfalls wunderbar herausgearbeitet und bereiteten den Zuhörern viel Freude durch die Wiedererkennung beim neuen, und doch etwas veränderten Auftreten in ihrer steigernden Metamorphose. Diese Charakterisierung ließe sich auch auf den Parameter des Rhythmus anwenden, der besonders im Schlusssatz viele Transformationen erfährt. Das Salzburg Ensemble versetzte die Zuhörer in eine unglaubliche Spannung und ließ sie an ihrer gewaltigen Spielfreude teilhaben.

In der Zugabe erklang „Libertango“ von Astor Piazzolla, im Stil des Tango Nuevo und voller Kraft und Sinnlichkeit. Brigitte Janoschka

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